1. AUFBAU & TECHNIK EINES INSTRUMENTS
1.1. DAS GEHÄUSE
Material:
Die Gehäuse von Flügel und Klavier entsprechen dem Möbelbau der Zeit. Früher verwendete man ausschließlich die furnierte Tischlerplatte und Massivholzteile für Umleimer und Zierelemente. Heute verwendet man zunehmend Holzwerkstoffe wie Spanplatte, Sperrholz und MDF (mitteldichte Faserplatte). Auch Kunststoffteile, insbesondere bei schwarzen Instrumenten, sind keine Seltenheit mehr.
Beschläge:
Die Beschläge bestehen vorwiegend aus poliertem Messing. Alte Instrumente weisen oft verschwenderisch schön gestaltete Gürtlerarbeiten auf.
Lacke:
Oberflächen mit Sichtfurnier werden meist seidenmatt mit NC- oder DD-Lacken lackiert, selten hochglänzend mit Polyesterlack. Auch früher wurden meist Industrielacke der unterschiedlichsten Zusammensetzungen verwendet. Die wohl edelste abendländische Oberflächenveredelung ist zweifellos die Schelllack-Handpolitur. Diese Oberfläche wurde im Möbel- und Klavierbau bis ca. in die dreißiger Jahre dieses Jahrhunderts aufgetragen. Aufgrund des hohen Zeitaufwands und steigender Lohnkosten ist der Schelllack leider fast vollständig aus dem Klavierbau verschwunden. Nur wenige Instrumenten-macher und Restauratoren beherrschen noch heute die Kunst des Schelllackpolierens.
Form:
Die Gehäuseform von Flügel und Klavier unterscheidet sich wesentlich. Das hat neben einer grundlegend anderen Anordnung des Spielwerks zur Akustischen Anlage auch eine generell andere Ausbreitung des Klangs zur Folge. Ein Klavier klingt vorwiegend nach hinten, weshalb man, neben der Luftzirkulation, ein Klavier niemals direkt an die Wand stellen sollte. Ein Flügel strahlt den Schall in erster Linie nach unten ab. Bei geöffnetem Instrument wird der Klang zusätzlich über den Deckel waagrecht in den Raum gebracht.
1.2. DIE AKUSTISCHE ANLAGE
Unter „Akustischer Anlage" versteht man alle schwingenden Teile, insbesondere die Saiten, und die zu deren Einspannung notwendigen Teile eines Klaviers oder Flügels.
1.2.1. DIE RAST
Die Rast bildet die Basis der Akustischen Anlage. Auf ihr werden alle weiteren Bestandteile aufgebaut. Je nach Anordnung der Rastenbalken unterscheidet man die Kastenrast, die Sternrast und die Strahlenrast.
Aufgabe: Aufnahme vor allem der Biegekräfte, die aus den Saitenzugkräften entstehen (ca. 170kN bis 180kN). Die Druckkräfte nimmt die Gussplatte auf.
Material: Fichte, Kiefer, seltener Harthölzer wie Rotbuche, auch Sperrholz
1.2.2. DER STIMMSTOCK
Der Stimmstock wird mit einer Unterlage direkt auf die Rast geleimt und später exakt an die Gussplatte angepasst. So entsteht die unverwüstliche Einheit, die nach dem Beziehen des Instruments hohen Belastungen standhalten muss.
Aufgabe: Feste Einspannung der Stimmnägel, hohe Spaltfestigkeit, geringes Quellen und Schwinden
Material: Rotbuche, Sperrholz, früher auch Eiche (Gerbsäure ließ die Wirbel rosten)
1.2.3. DAS BODENLAGER
Das Bodenlager stellt man sich am besten als einen Rahmen vor, der auf die Rast geleimt wird. Es wird später an den Stellen ausgestemmt, wo die Rippen des Resonanzbodens verlaufen.
Aufgabe: Auflage des Resonanzbodens
Material: Harthölzer wie Rotbuche, Hainbuche oder Ahorn, um eine Schwingungsdämpfung zu vermeiden
1.2.4. DER RESONANZBODEN UND SEINE RIPPEN
Er ist das Herz unseres Instruments. Er wird mit seinen Rippen und Stegen auf das Bodenlager geleimt. Der Resonanzboden ist nur ca. 6-10mm dick, um lange schwingen zu können, muss aber gleichzeitig hohen Belastungen standhalten und dauerelastisch bleiben. Er macht den Klang einer Klaviersaite für uns erst hörbar und schön.
Aufgabe: Übertragung der Saitenschwingungen an die Luft. Die Rippen auf der Rückseite geben dem Resonanzboden die nötige Wölbung zur Aufnahme des Stegdrucks und ermöglichen die Schallausbreitung quer zur Faser.
Material: Hochgebirgsfichte (Tonholz), selten Sperrholz
1.2.5. DIE STEGE
Man unterscheidet zwischen dem Langsteg und dem Basssteg. Sie werden auf dem Resonanzboden aufgeleimt und verschraubt und unterstützen die Wölbung des Resonanzbodens. Jeder ist Auflage „seiner" Partie der Saiten. Jede Saite ist auf dem Steg mit je zwei Stegstiften fest eingespannt. Die Oberfläche des Stegs ist oft graphitiert. Mindestens zur Klingenden Länge (der Saitenteil, der angeschlagen wird) hin ist der Steg abgestochen, um ein freies Schwingen der Saite zu ermöglichen.
Aufgabe: Auflage der Saiten und Schwingungsübertragung auf den Resonanzboden.
Material: Hartholz wie Rotbuche, aber auch Sperrholz und Schichtholz. Oft mit einem massiven Doppel für einen festen Sitz der Stegstifte.
1.2.6. DIE GUSSPLATTE
Die Gussplatte liegt exakt auf dem Stimmstock auf und an der Unterseite des Stimmstocks an und ist mit diesem fest verschraubt. Sie liegt außerdem auf einem Lager oder auf Holzdübeln am Rand des Resonanzbodens auf. Lange Schrauben verbinden die Gussplatte mit der Rast und übertragen so die Biegekräfte.
Aufgabe: Aufnahme der aus den Saitenzugkräften entstehenden Druckkräfte. Das hohe Gewicht verhindert ein Mitschwingen der Gussplatte.
Material: Grauguss (Gusseisen mit Lamellen-Graphit)
1.2.7. DIE SAITEN
Die Saiten werden am Stimmwirbel durch Einstecken und Umwickeln befestigt. Eine Saite verläuft vom Wirbel über die Plattensilie, über den Steg bis zum Anhangstift auf der Gussplatte. Meist wird sie dort herumgelegt und verläuft rückwärts wieder bis zum nächsten Stimmwirbel. Im tiefen Bass erhält jeder Ton eine Saite mit doppelter Umspinnung, im hohen Bass zwei Saiten mit einfacher Umspinnung und in Mittellage und Diskant drei Saiten ohne Umspinnung.
Aufgabe: Gutes Schwingverhalten und Stimmhaltung
Material: Gussstahl patentiert gezogen
1.3. DAS SPIELWERK
Das Spielwerk eines Flügels oder Klaviers besteht aus der Klaviatur und der Mechanik. Es ist als Verlängerung der Hände des Musizierenden zu verstehen und übersetzt die Bewegung des Pianisten in etwa im Verhältnis 1:5. Das heißt, 1cm Spieltiefe an der Taste entsprechen ca. 5cm Bewegung des Hammers, der schließlich auf die Saite trifft.
Je nach Geometrie, zu bewegender Masse, Material und Qualität der Regulierung spielt ein Instrument leicht oder schwer, schnell oder langsam, gleichmäßig oder ungleichmäßig.
Jeder Hersteller verwendet andere Maße und setzt unterschiedliche Anforderungen an die Ausarbeitung des Spielwerks. Das macht die Instrumente so unterschiedlich.
Die Sorgfalt und das Material sorgen wiederum für Unterschiede innerhalb eines Herstellers, ja sogar innerhalb ein und desselben Modells.
1.3.1. DIE KLAVIATUR
Die Klaviatur liegt auf einem Rahmen, dem Klaviatur- oder Stuhlrahmen, bestehend aus Rahmenhinterstück, Waagebalken und dem Rahmen-vorderstück, welche durch Streben miteinander verbunden sind.
Dieser wiederum ist auf den Spieltisch, der Klavierbauer sagt hierzu „Stuhlboden" aufgeschraubt.
Jede Taste läuft auf zwei Klaviaturstiften: Dem Waagebalkenstift in der „Mitte", dort liegt die Taste auf einer gelochten Tuch- oder Filzscheibe auf, und dem Vorderführungsstift. Auch hier befindet sich eine Druckstoffscheibe unter der Taste. Sie dämpft das Geräusch beim Niederdrücken der Taste. Durch Unterlegen von dünnen Papier- oder Pappescheiben unter die Druckstoffscheibe vorne wird die exakte Spieltiefe festgelegt. Durch Unterlegen von dünnen Scheiben am Waagebalken wird die Klaviatur gerade gelegt. An beiden Stiften ist die Taste mit Tuch garniert, damit beim Spiel keine Geräusche entstehen.
Die Taste liegt mit ihrem hinteren Ende auf einem Druckstoffstreifen. Auf der Oberseite der Taste befindet sich hier die Pilote. Sie ist höhenverstellbar und der Angriffspunkt an der Mechanik.
Die Tasten werden aus einer Tafel (Klaviaturtafel, bestehend aus Holz mit liegenden Jahren) gesägt.
Die Beläge der Untertasten (weiß) bestehen vorwiegend aus weiß gefärbtem Acrylglas, selten noch aus Elfenbein. Früher verwendete man auch Kunststoff auf Milchbasis. Die Obertastenbeläge (schwarz) bestehen heute ebenfalls vorwiegend aus Kunststoff, selten auch schwarz gebeizter Birnbaum, früher oft Ebenholz.
1.3.2. DIE MECHANIK
Eine Flügel- oder Klaviermechanik besteht aus mehreren tausend Einzelteilen. Diese bestehen vorwiegend aus Holz (Weißbuche, Ahorn, Birke und Rotbuche), aus Filz und Tuch, sowie aus Metall (Messing vernickelt, Stahl).
Die Mechanikglieder sind mit den Kapseln auf dem Mechanikbalken aufgeschraubt. Am Mechanikbalken sind die Mechanikbacken montiert. Diese stehen in Kesselschrauben auf dem Stuhlboden (Klavier) und sind an den Mechanikbolzen im Klavier festgeschraubt.
Beim Flügel ist die Mechanik, bestehend aus zwei Mechanikbalken, mit den Backen auf den Stuhlrahmen geschraubt.
Alle beweglichen Teile in der Mechanik sind mit den Achsen in den Kapseln gelagert. Außerdem sind noch einige Bändchen und Federn für die einwandfreie Funktion der Mechanik notwendig.
1.3.3. DIE FUNKTION DES SPIELWERKS
1.3.3.1. IM KLAVIER
Beim Niederdrücken der Taste wird die Pilote nach oben bewegt. Diese Bewegung wird auf einen Winkelhebel, das Hebeglied, übertragen und setzt sich auf die Stoßzunge fort. Diese ist im Gegensatz zur Pilote beweglich und wird mit einer Feder unter die Hammernuss gedrückt.
Die Hammernuss ist ebenfalls ein Winkelhebel mit kurzem Kraftarm an der Stoßzunge und einem langen Kraftarm am Hammerstiel, an welchem der Hammer aufgeleimt ist. Steigt die Stoßzunge nach oben, wird der Hammer zu den Saiten bewegt.
Der Weg des Hammers wird „Steighöhe" genannt und liegt bei etwa 45-50mm. Die Stoßzunge gleitet kurz vor Erreichen der Saite unter der Hammernuss vor. Diesen Vorgang nennt man „Auslösen".
Der Hammer wird beim Zurückprallen von der Saite durch den am Hebeglied aufgesteckten Fänger am Kontrafänger der Hammernuss abgefangen.
Durch den Dämpferlöffel am hinteren Ende des Hebeglieds wird der Dämpfer nach halber zurückgelegter Steighöhe von der Saite abgehoben und beim Loslassen der Taste wieder von der Dämpferfeder gegen die Saite gedrückt.
1.3.3.2. IM FLÜGEL
Beim Niederdrücken der Taste wird die Pilote auf dem hinteren Tastenhebel nach oben bewegt und über das Hebeglied auf die Stoßzunge übertragen.
Diese bewegt den Hammer am Röllchen in Richtung Saite. Auch beim Flügel wird der Hammer ausgelöst und schließlich von dem Fänger auf dem Tastenende am Hammerschwanz gefangen.
1.3.3.3. DIE VORTEILE DER FLÜGELMECHANIK
Das Hebeglied der Flügelmechanik verfügt über eine zusätzlichen Arm, den Repitierschenkel. Dieser trägt den Hammer am Röllchen mit Hilfe einer Feder. Nach dem Abfangen des Hammers hebt der Repitierschenkel (Nr. 4) beim weiteren Loslassen der Taste den Hammer an und ermöglicht so ein Wiedereinfallen der Stoßzunge unter das Röllchen. Es ist sofort wieder ein erneutes Anschlagen möglich.
Der Hammer schlägt von unten gegen die Saite. Der Dämpfer sitzt auf der Saite an der Stelle, an der angeschlagen wird. Das ermöglicht eine optimale Dämpfwirkung bei geringem Dämpfergewicht.
Das Zurückfallen des Hammers und des Dämpfers wird beim Flügel durch die Schwerkraft begünstigt. Beim Klavier sind hierzu Federn und Bändchen nötig. Diese beeinträchtigen die Kontrolle über die Mechanik beim Spiel.
Dies sind die wesentlichen drei Unterschiede, die das Spielwerk des Flügels gegenüber dem Klavier einfacher, kontrollierbarer und schneller machen.
2. DER KLANG
2.1. DEFINITION
Der Klavierklang entsteht durch die Überlagerung mehrerer harmonischer Teiltöne, die durch das Anschlagen einer Saite entstehen. Meist ist von einem „Ton" die Rede. Reine „Töne" (=Sinustöne) kommen bei einem Musikinstrument - aber bei der Stimmgabel! - allerdings nie vor.
2.2. TRAGFÄHIGKEIT UND DYNAMIK
Unter Tragfähigkeit versteht man die zeitliche Dauer eines Klangs bei gedrücktem Tonhaltepedal. Je länger der Klang anhält, desto besser ist die Energieerhaltung im Instrument. Die Tragfähigkeit ist von Instrument zu Instrument unterschiedlich und ein wichtiges Qualitätsmerkmal.
Bei der Dynamik eines Instruments unterscheidet man zwischen der Lautstärken- und der klanglichen Dynamik. Jedes Klavier und jeder Flügel ist im absoluten pianissimo sehr leise spielbar - nahe der Hörgrenze. Dieser Lautstärkenpegel und das Lautstärkenmaximum bei fortissimo begrenzen das Instrument in seiner Lautstärkendynamik.
Ein zweites wichtiges Qualitätsmerkmal von Flügeln und Klavieren ist die klangliche Dynamik. Unter ihr versteht man die Formbarkeit des Klangs. Eine Begleitung der linken Hand im pianissimo wird mühelos durch die Melodie im mezzopiano überstrahlt - der Klang wechselt stufenlos von einem weichen, zurückhaltenden Charakter bei leichtem Spiel zu einem immer brillanterem, strahlenderem Klang bei kräftigerem Spiel, ohne dabei je an Schönheit zu verlieren.
Je dynamischer der Klang eines Instruments ist, desto mehr „Klangfarben" hat der Instrumentalist auf seiner Farbpalette und desto einfacher und ausdrucksstärker wird die Umsetzung eines Klavierstücks.
2.3. EINFLÜSSE AUF DEN KLANG
Im Wesentlichen sind es die Einflüsse auf Tragfähigkeit und Dynamik, die die Instrumente klanglich so unterschiedlich machen.
Die Tragfähigkeit eines Klaviers oder eines Flügels wird umso besser, je weniger schwingungsdämpfende Elemente vorhanden sind. Diese sind zum Beispiel weiche Hölzer, Leimschichten, Weichholzanteile im Resonanzboden, Holzwerkstoffe wie MDF (mitteldichte Faserplatte) oder Pressspanplatten im Gehäusebau.
Die Konstruktion hat auch einen großen Einfluss auf den Klang. Die Dimensionierung des Resonanzbodens und seiner Berippung, die Lage der Stege, die Form der Gussplatte oder der Anschlagspunkt des Hammers an der Saite, die Mensur (Saitenlängen und -dickenverhältnis), die Stegüberhöhung oder der Hammerkopf und seine klangliche Ausarbeitung sind hier nur einige Beispiele.
Durch Intonation (Stechen des Hammerkopffilzes) erreicht der Klavierbauer die optimale Beschaffenheit des Hammerkopfs für einen gleichmäßigen, formbaren, schönen und zu dem jeweiligen Instrument und Raum passenden Klang.
Der Klang eines Instruments wird stets beim Spiel bewertet. Welches klangliche Ergebnis erhalte ich bei welchem Anschlag? Deshalb ist der Klang untrennbar verbunden mit der Spielart des Flügels oder des Klaviers.
3. DIE SPIELART
Der Klavierspieler spricht je nach dem Gefühl, wie die Tasten dem Druck seiner Hände nachgeben von einer „leichten" oder „schweren", von einer „guten" Repitition, von „Kraft" oder von einem „eleganten" oder „präzisen" Ansprechen des Instruments.
3.1. DEFINITION
Unter der Spielart eines Flügels oder Klaviers versteht man also die Art, wie ein Instrument auf die verschiedenen Anschlagsnuancen des Spielers reagiert.
3.2. DAS SPIELGEWICHT
Der Klavierbauer unterscheidet zwischen dem statischen und dem dynamischen Spielgewicht.
Das statische Spielgewicht ist definiert als das Gewicht, das benötigt wird, um die Taste am Anschlagspunkt bei gedrücktem rechtem Pedal gerade nach unten zu bewegen. Es liegt bei ca. 47-52 Gramm. Auf dieses Spielgewicht werden alle Tasten durch Einbohren von Blei eingestellt.
Je größer das Spielwerk (= Einheit von Mechanik und Klaviatur), desto mehr Masse muss vom Spieler bewegt werden. Je kräftiger man anschlägt, desto mehr merkt man das. Das dynamische Spielgewicht wird also höher, obwohl auch hier das statische Spielgewicht gleich bleibt.
3.3. EINFLÜSSE AUF DIE SPIELART
Der Klang:
Eine gute Spielart setzt voraus, dass bei gleichem Anschlag über die komplette Klaviatur gleichwertige und gleich gut formbare „Töne" entstehen. Vorraussetzung hierfür sind eine hochwertige Konstruktion und Intonation des Instruments.
Die Qualität der Regulierung:
Der Klavierspieler kann im pianissimo nahezu alle Vorgänge in der Mechanik an der Taste wahrnehmen. Je gleichmäßiger und exakter die Regulierung ist, desto kontrollierbarer wird die Spielart und desto besser die Repetition.
Die Geometrie des Spielwerks:
Hier sind bis heute große Unterschiede bei den verschiedenen Herstellern feststellbar. Einen wesentlichen Einfluss auf die Spielart haben vor allem die Längen der Hebelarme und die Verteilung der Massen.
Die Qualität des Spielwerks:
Die Teile müssen hohen Belastungen standhalten, ohne sich dabei zu sehr zu verformen oder gar zu brechen.
Die Filze dürfen sich nicht zu sehr eindrücken, dürfen aber auch nicht zu hart sein, so dass unangenehme Geräusche entstehen.
Führungsstifte, Filzgarnierungen und Achsen an den beweglichen Teilen müssen einen guten Sitz haben, ohne dass eine spürbare Reibung entsteht.
4. ÜBERHOLUNG ODER REPARATUR
Das Klavier und der Flügel können in drei Teilen betrachtet werden: Gehäuse, Akustische Anlage und Spielwerk. Handelt es sich um die Behebung eines Verschleißes, spricht man von Überholung. Bei der Behebung von Schäden spricht man von Reparatur.
4.1. DAS GEHÄUSE
Das Gehäuse unterliegt dem gleichen Wandel der Zeiten wie ein hochwertiges Möbelstück. Die Sonne, Putzmittel, der Staubsauger, die Blumenvase oder das Glas, eine Kerze oder die ersten Schreibversuche der Kinder, sowie etliche Transporte sorgen dafür, dass es an der Zeit wird, das Instrument optisch zu überarbeiten. Werden Arbeiten am Holz oder Furnier, sowie an den Beschlägen durchgeführt, spricht man von einer Reparatur. Oberflächenarbeiten am Lack und an den Beschlägen (Anlaufen des Messings), sowie die Erneuerung von Zierleisten-, Notenpult- oder Pedalfilzen werden als Gehäuseüberholung bezeichnet.
4.2. DIE AKUSTISCHE ANLAGE
Sämtliche Arbeiten an der Akustischen Anlage sind Reparaturen, da die Akustische Anlage eines Klaviers oder Flügels keinem Verschleiß unterliegt. Häufige Schäden sind hier das Reißen von Saiten oder Rost durch Feuchtigkeit, das Ausbrechen von Stegstiften, das Reißen des Resonanzbodens oder des Stimmstocks durch Trockenheit, ein Bruch der Gussplatte durch unsachgemäßen Transport oder zu hoher Belastung durch den Saitenbezug (ein Plattenbruch ist nicht reparabel).
4.3. DAS SPIELWERK
Den meisten Verschleiß erfährt das Spielwerk. Filze und Leder spielen sich ein, wie zum Beispiel Hammerkopffilze, Sattelpolster, Hammernußleder und -einlage etc., werden abgerieben, wie zum Beispiel die Tastenfilz-garnierungen, der Dämpferdrappstoff, die Achstücher etc., oder verhärten im Laufe der Zeit, wie zum Beispiel die Dämpferfilze oder die Tastenleder-garnierungen. Hier ist durch eine Spielwerksüberholung wieder viel geleistet. Nur bei Bruch, beispielsweise von Hammerstielen und Kapseln, oder Lösen von Verleimungen, ist eine Reparatur nötig.
BITTE BEACHTEN SIE:
Ein qualifizierter Klavierbauer sieht beim regelmäßigen Kundendienst (mindestens einmal jährlich) das ganze Instrument durch und erkennt so frühzeitig einen erhöhten Verschleiß oder das Anbahnen von eventuellen Schäden. Die Kontrolle des Standorts und des Raumklimas spielen ebenfalls eine wichtige Rolle, da die meisten Schäden auf Trockenheit, Feuchtigkeit, Sonneneinstrahlung oder Zugluft zurückzuführen sind. Ein guter Service erhält so den Wert des Instruments und sorgt für steten Spielgenuss.
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