Dokumentation

 
 

Neubau eines Klaviers der Marke Steingraeber & Söhne und Einbau in ein vorhandenes Gehäuse der Marke Steingaeber & Söhne

 

 

Februar bis August 2007

 

Inhalt:

   

1.                Steingraeber & Söhne, Fabrikationsnummer 4 729

 

 

1.1.                  Bestand

 

1.1.1.               Die Akustische Anlage

1.1.2.               Das Spielwerk

1.1.3.               Das Gehäuse

1.1.3.1.            Die Seiten

1.1.3.2.            Der Sockel

1.1.3.3.            Die Konsolen

1.1.3.4.            Die Füße

1.1.3.5.            Der Stuhlboden

1.1.3.6.            Die Arme

1.1.3.7.            Der Deckel

1.1.3.8.            Die Klappe und die Hohlkehle

1.1.3.9.            Der Oberrahmen

1.1.3.10.          Der Unterrahmen

 
   

1.2.                  Demontage

 

1.2.1.               Die Beschläge

1.2.2.               Die Seiten und der Hinterdeckel

1.2.3.               Der Sockel

1.2.4.               Die Rahmen und Füllungen

1.2.5.               Die sonstige Gehäuseteile

 

 

1.3.                  Ergänzungs- & Oberflächenarbeiten

 

1.3.1.               Die Bassseite

1.3.2.               Die Füße

1.3.3.               Die Klappe

1.3.4.               Der Hinterdeckel

1.3.5.               Das Vorbereiten für die Montage

 

 

2.                Steingraeber & Söhne, Fabrikationsnummer 45 548

 

 

2.1.                  Akustische Anlage

 

2.1.1.               Die Auswahl und das Vorbereiten des Rastens

2.1.2.               Das Aufleimen der Stege

2.1.3.               Das Vorbereiten und Lackieren der Gussplatte

2.1.4.               Das Aufpassen der Gussplatte

2.1.5.               Das Abstechen der Stege

2.1.6.               Das Lackieren von Resonanzboden und Stegen

2.1.7.               Das Aufschrauben der Gussplatte

2.1.8.               Das Beziehen

 

 

2.2.                  Der Einbau

 

2.2.1.               Das Umleimen

2.2.2.               Die Abschlussarbeiten

2.2.2.1             Das Schwärzen

2.2.2.2.            Die Montage der Füllungen

2.2.2.3.            Das Einpassen der Gehäuseteile

2.2.2.4.            Die Garnierungen

2.2.2.5.            Der Rastenabschluss

 

 

2.3.                  Spielwerk

 

2.3.1.               Das Vorbereiten der Mechanik

2.3.2.               Das Stellen der Mechanik

2.3.3.               Das Dämpfungsetzen

2.3.4.               Das Hämmereinleimen

2.3.4.               Das Vorbereiten der Klaviatur

2.3.5.               Der Einbau der Klaviatur

2.3.6.               Das Regulieren und Ausarbeiten

 

 

 

 

 

 

3.                Anhang

 

 

3.1.                  Materialnachweis

 

3.1.1.               Das Gehäuse

3.1.2.               Die Mechanik

3.1.3.               Die Klaviatur

3.1.4.               Die Akustische Anlage

 

 

3.2.                  Technische Daten

 

3.2.1.               Die Einbaumaße

3.2.2.               Das Gehäuse

3.2.3.               Die wichtigsten Mensurdaten

3.2.3.1.            Die Anschlagslängen

3.2.3.2.            Die Saitendicken

3.2.4.               Das Spielwerk

3.2.4.1.            Die Reguliermaße

3.2.4.2.            Die Beschreibung

 

 

3.3.                  Dokumente

 

3.3.1.               Laufzettel Steingaeber & Söhne, Fabrikationsnummer 4 729

3.3.2.               Rechnung Steingraeber & Söhne, Fabrikationsnummer 45 548

3.3.3.               Rechnung Elfenbeinbeläge und Cites-Nummer-Nachweis

3.3.4.               Garantieurkunde

 

 

3.4.                  Pflegehinweise

 

 

 

 

 

 

1. Steingraeber & Söhne, Fabrikationsnummer 4 729:

 

 

1.1. Bestand

 

image2002Ich verwende das Gehäuse eines Steingraeber & Söhne-

Klaviers, Modell 144, Fabriknummer 4 729, Baujahr

1887, Oberfläche Walnuss Wurzel, Schelllack poliert.

Das Klavier kaufte ich im Jahr 2004 in Erlangen an,

bereits mit dem Ziel, das Gehäuse für einen Neueinbau

zu verwenden. Neben den typischen Steingraeber-

Merkmalen wie dem waagerechten Resonanzboden mit

senkrechter Berippung oder dem zweiteiligen Langsteg

weist dieses Klavier weitere Besonderheiten auf.

 

 

 

image2004Es handelt sich um einen Kreuzsaiter mit

Oberdämpfermechanik und una-corda-Funktion

(Verschiebung eines separaten Obergliederbalkens).

Die Ansteuerung über das Pedal erfolgt durch einen

Winkelhebel am Obergliederbalken. Die Unterglieder,

die Dämpfer und die Klaviatur bleiben also unbewegt.

 

 

 

 

 

 

image2006image2008Der einfach geschwungene Basssteg ist durch die

Bassbrücke mit einem zweifach geschwungenen

Brückenfuß auf dem Resonanzboden verleimt. Der

Resonanzboden ist im Diskant deutlich in die Seite

integriert und steht samt Lager über dem Plattenrand

hinaus. Dadurch wird die Bodenfläche im Diskant

vergrößert. Eine klangliche Verbesserung durch diese

Maßnahme ist fraglich.

 

 

 

1.1.1. Die Akustische Anlage

 

Die Gussplatte weist einen Materialbruch durch die Blende und Spreize des Diskants auf. Wirbel und

Saiten sind fast rostfrei und weitgehend original.

 

image2010image2012Rastenspreizen, sowie Teile der Rückwand und der

Klötze, Resonanzboden, Bodenlager und Teile des

Stimmstocks sind schädlingsbefallen (anobium

punktatum).

Der dreifach kreuzweise verleimte Mittellage und

Diskant- sowie der fünffach kreuzweise verleimte

Bassstimmstock aus Buche ist mehrfach gerissen.

 

 

 

image2016image2014Die Resonanzbodenstege aus Rotbuche haben kein

Doppel. Die Stifte sind leicht korrodiert, zum Teil

ausgebrochen, insbesondere am Ausschnitt für die

Diskantplattenspreize. Ein solches Schadensbild ist für

ein Klavier dieses Fabrikats und Alters typisch.

 

 

 

 

 

 

1.1.2. Das Spielwerk

 

Die Mechanik ist unvollständig und in einem altersgemäß schlechten Zustand. Sämtliche Filze und

Tücher sind unbrauchbar, die Mechanikglieder sind zum Teil gebrochen oder fehlen ganz. Ca. 80% der

Mechanikachsen sind schadhaft. Die Mechanikbacken und -balken aus Buche sind technisch

einwandfrei.

 

Der fichterne Klaviaturrahmen mit Bucheeinsätzen für die Eisenstifte ist vollständig und technisch in

Ordnung.

 

Die Klaviaturbeläge, insbesondere die Elfenbein-Untertastenbeläge (2-teilig, Qualität A) sind technisch in

gutem Zustand und sollten ursprünglich wieder verwendet werden. Die Obertastenbeläge sind aus

Ebenholz und werden anderweitig wieder verwendet.

 

 

1.1.3. Das Gehäuse

 

image2018Es handelt sich um ein typisches Gehäuse der späten

Gründerzeit. Arme und Blendlisenen des Oberrahmens

sind mit Schnitzwerk versehen. Die Konsolen sind

geschnitzt. Die mittlere Oberrahmenfüllung ist mit

einer Laubsägearbeit versehen. Die Ornamente sind

überwiegend Kannelierungen, sowie ein einfaches

Muschelwerk und Tierfüße an den Konsolen.

 

Trägermaterial ist die Fichte und Föhre

Stabtischlerplatte, einfach abgesperrt mit einem

2,5mm Nussbaumsägefurnier. Die geschnitzten

Konsolen sind aus Erle.

 

Das Deckfurnier ist durchgehend mit Walnuss Wurzel,

nur die Seiten und der Deckel sind mit schlichtem

Walnuss im Tangentialschnitt furniert.

 

 

 

 

 

image2020Der Schelllack ist vollständig blind, weist durchgehend

ein starkes Alterssprungnetz auf und muss von daher

erneuert werden. Auf dieses Schadensbild gehe ich

deshalb im Folgenden nicht weiter ein. Die Rückwand,

die Stuhlbodenunterseite und die Unter- und Rückseite

des Instruments sind geschwärzt.

 

Das Deck- und Blindfurnier der unteren Gehäuseteile

sind stark von Ausfluglöchern durchsetzt, viele

Deckfurniere fehlen ganz.

 

 

image2022Die originalen Rollen sind vorhanden, aber stark

korrodiert. Das Fichtenholz der Füße ist an den

Aufnahmen der Rollen aufgrund des Schädlingsbefalls

ausgebrochen.

 

Das weg gebrochene Material fehlt. Die

Beschläge sind weitgehend komplett und in

altersgemäßem Zustand.

 

 

 

 

 

1.1.3.1. Die Seiten

 

image2024Die Diskantseite ist vollständig erhalten. Loses

Deckfurnier an den Kanten werden mit Warmleim

nachgeleimt, kleinere Ausbrüche mit Stangenschelllack

ausgebrannt.

 

 

 

 

 

 

 

 

image2026Die Tischlerplatte der Bassseite ist an der Unterkante

aus dem Leim. Das Sägeunterfurnier und das

Deckfurnier fehlt hier bis auf eine Höhe von ca. 30cm.

Die Tischlerplatte muss nachgeleimt, Unter- und

Deckfurnier soweit unbedingt nötig ergänzt werden.

Als Unterfurnier muss ein 2,5mm dickes Sägefurnier

aufgeleimt werden.

 

 

 

 

 

image2028Ob ich das Deckfurnier der Bassseite komplett

erneuere, entscheide ich, wenn ich neue Blätter in der

erforderlichen Breite - mindestens 340mm - habe.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1.1.3.2. Der Sockel

 

image2030Das Furnier ist bis auf kleinere Ausbrüche vollständig.

Sockelboden und Pedalwerk sind stark verunreinigt.

Die Eisenteile stark korrodiert. Mausklötze,

Federaufnahmen und Wippklötze sind aufgeleimt und

müssen zur Reinigung abgeschlagen werden.

Die Pedalschalen aus Messing sind erhaltenswert,

werden aber nicht in diesem Instrument wieder

verwendet.

 

 

 

 

 

1.1.3.3. Die Konsolen

 

image2032Die Konsolen sind aus Erle, die Oberfläche

nussbaumfarben gebeizt. Sie sind in gutem Zustand,

weisen einen leichten Altbefall mit entsprechenden

Ausfluglöchern auf.

 

 

 

 

 

 

 

 

image2034An den vorstehenden Teilen sind die Konsolen leicht

beschädigt. Das Erlenholz kommt zum Vorschein.

An den Bohrungen für die Schrauben ist das Holz

leicht ausgebrochen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1.1.3.4. Die Füße

 

image2036Beide Füße sind stark vom Schädlingsbefall zersetzt.

Das Deckfurnier fehlt in großen Teilen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

image2038Der Schädlingsbefall setzt sich vorwiegend an der

Leimfuge zu den Seiten fort.

 

Die Statik insgesamt ist nicht beeinträchtigt. Beide

Füße können wieder verwendet werden.

 

 

 

 

 

 

 

image2040Das Deckfurnier des Bassfußes fehlt fast vollständig.

Teile der Ober- und der Vorderseite können vielleicht

erhalten werden.

 

Das Deckfurnier des Diskantfußes ist mehrfach

ausgebrochen und muss ergänzt werden.

 

 

 

 

 

 

image2044image2042Das Fichtenholz ist an beiden Füßen an der Aufnahme

der Montagebleche der Rollen aufgrund des

Schädlingsbefalls ausgebrochen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1.1.3.5. Der Stuhlboden

 

image2046Der Stuhlboden weist ebenfalls einen leichten

ehemaligen Schädlingsbefall auf und ist auf der

Oberseite zwischen Waagebalken und Rahmenhinterstück

stark durch Mäusekot verunreinigt.

 

 

 

 

 

 

 

 

image2048Die beiden Rahmenfüllungen sind oberseitig bündig

und je einmal über ihre gesamte Länge gerissen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

image2050Die umlaufende Profilleiste ist vollständig und weist

Ausfluglöcher auf. Das Profil ist im vorstehenden

unteren Bereich an mehreren Stellen eingedrückt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1.1.3.6. Die Arme

 

image2052Die Arme sind bis auf den allgemein schlechten

Zustand des Schelllacks und kleineren Ausbrüchen

vollständig und befallsfrei. Sie sind mit einem für die

Zeit typischen Muschelwerk verziert.

 

 

 

 

 

 

 

 

image2054Die Innen- und Außenseiten sind in Nussbaum Wurzel

furniert.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

image2056Um das Schnitzwerk haben sich bei beiden Armen

Ablagerungen angesammelt. Um den originalen, aber

auch alten Eindruck des Gehäuses zu bewahren, werde

ich diese Stellen nur oberflächlich reinigen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1.1.3.7. Der Deckel

 

image2058Vorder- und Hinterdeckel sind bis auf kleine

Ausbrüche des schlichten Furniers vollständig. Wie

üblich sind die Deckel quer furniert. Die Fugen stehen

bis zu 1mm auseinander. Das Scharnierband ist

original und beidseitig eingelassen.

 

 

 

 

 

 

 

image2060Der Vorderdeckel ist oberhalb der Blendlisenen des

Oberrahmens geschwungen ausgekröpft. Das Furnier

ist an mehreren Stellen durchgeschliffen und an den

Rändern stark verunreinigt. Die Umleimer sind

überfurniert.

 

 

 

 

 

 

 

image2062Der Hinterdeckel wurde beim Abschlagen beschädigt.

Die Tischlerplatte ist zweimal gebrochen und das

Gegenfurnier vollständig zerstört.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1.1.3.8. Die Klappe und die Hohlkehle

 

image2064Die Messingintarsien sind 0,3mm dick. Die Buchstaben

des Herstellernamens sind vollständig. Die äußere

umlaufende Ader ist aus der Nut gelöst und fehlt auf

einer Länge von ca. 40cm oberhalb des

Herstellernamens.

 

 

 

 

 

 

 

image2066Die Höhlkehle und das Notenpult sind vollständig und

frei von Schäden. Das Scharnierband ist beidseitig

eingelassen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

image2068Sämtliche Beschläge sind vorhanden. Die Schließleiste

ist aus Fichte mit einem angeleimten Halbrundprofil

aus Nussbaum, steht 5mm über die Klappe vor und ist

auf der Unterseite wieder mit Walnuss Wurzel furniert.

 

 

 

 

 

 

 

 

image2070Die Klappe ist seitlich beschädigt. Das seitliche Furnier

ist unten...

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

image2072...und oben ausgebrochen. Das Furnier der

Klappenschließleiste ist an beiden Rändern losgeleimt

und unvollständig.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

image2074Die Klappe und Hohlkehle sind in Wurzelnuss

furniert. Das Furnier ist aufwändig gesetzt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1.1.3.9. Der Oberrahmen

 

image2076Der Oberrahmen ist samt Füllungen in Nussbaum

Wurzel furniert, vollständig und unbeschädigt. Die

mittlere Füllung besteht aus einer Laubsägearbeit und

ist rückseitig mit braunem Stoff bespannt.

 

 

 

 

 

 

 

 

image2078image2080Die Lisenen sind geschnitzt und nehmen die

Ornamentik der Arme auf.

 

Die Kerzenleuchter sind bis auf die Armsplinte und ein

kleines Drehteil unter einem Wachsteller vollständig

und original.

 

 

 

 

 

1.1.3.10. Der Unterrahmen

 

image2082Der Unterrahmen ist samt Füllungen in Wurzelnuss

furniert, vollständig und weist einen leichten

Schädlingsbefall auf.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

image2084Im unteren Bereich ist die Oberfläche an mehreren

Stellen bis ins Furnier beschädigt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

image2086Das Furnier ist zum Teil an den Fugen der senkrechten

Rahmenteile gerissen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1.2. Die Demontage

 

Das bereits abgesattelte Instrument ohne Gussplatte wird vollständig zerlegt, Bänder und Beschläge

abgeschraubt, die Teile werden markiert. Zierleisten, Lisenen, Füllungen und Profilleisten werden

zerlegt, um besser poliert werden zu können.

 

 

1.2.1. Die Beschläge

 

Sämtliche Messingbeschläge reinige ich. Die Bänderschrauben haben großteils keinen Halt mehr, deshalb setze ich neue ein. Die Bänder und die Scharniere poliere ich wieder auf Hochglanz, die Gussteile (Kerzenleuchter) bleiben auf Kundenwunsch in ihrer Optik unverändert. Die Pedale werden durch neue ersetzt.

 

 

1.2.2. Die Seiten und der Hinterdeckel

 

image3002Die Seitenteile werden mit der Tischkreissäge

abgetrennt, überständiges Material ebenfalls von Hand abgehobelt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

image3004Der Hinterdeckel kann nicht abgeschlagen werden, da

er vollflächig verleimt ist. Er wird daher nach

beidseitigem Einsägen in Rückwand und Stimmstock

mit der Handkreissäge und Nachstemmen gelöst.

 

 

 

 

 

 

 

 

image3006Das überständige Material wird mit dem Handhobel

abgenommen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1.2.3. Der Sockel

 

image3008Sämtliche Teile des Sockelbodens müssen zur

Reinigung abgeschlagen werden. Ob das originale

Pedalwerk wieder verwendet wird, entscheidet sich erst

vor dem Umleimen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1.2.4. Die Rahmen und Füllungen

 

image3010Die Hinterfütterung der mittleren Oberrahmenfüllung

wird erneuert.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

image3012Die Profilleisten des Ober- und Unterrahmens sind in

der Gehrung gefedert.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

image3014Die „originalen" Reißzwecken werden wieder

verwendet.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1.2.5. Die sonstigen Gehäuseteile

 

An allen Teilen des Gehäuses markiere ich mit Kreppband die Stellen, an denen Leim-, Furnier- oder

Kittarbeiten nötig sind und sortiere sie nach der Reihenfolge der Arbeiten. Schrauben, die wieder

verwendet werden, sortiere ich. Die Bänder markiere ich auf der Rückseite. Die originalen Rollen reinige

und öle ich, damit das Instrument in der Werkstatt bewegt werden kann.

 

 

 

1.3. Ergänzungs- & Oberflächenarbeiten

 

image3016Hier beschränke ich mich auf die Teile, bei denen

mehr als die reinen Schelllackarbeiten nötig sind. Auch

kleine Ausbesserungen und Leimarbeiten entsprechen

der üblichen Vorgehensweise und werden deshalb

nicht im Detail beschrieben.

 

 

 

 

 

 

 

image3018Bei allen Gehäuseteilen wasche ich den Altlack mit

Alkohol und Stahlwolle Nr. 2 soweit nötig ab. Bei

komplett gewaschenen Teilen oder neu furnierten

Teilen (offenporig) streiche ich mit einer Mischung von

Balsamterpentinöl und Leinölfirnis im Verhältnis 1:1

vor und lasse die Teile zwei Tage ruhen.

 

 

 

 

 

 

image3020Dann poliere ich zweimal mit Bimsmehl grund und

schleife jeweils mit Lackschleifpapier der Körnung

260.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1.3.1. Die Bassseite

 

image3024Die Bassseite soll auf Kundenwunsch komplett neu

furniert werden. Ein passendes Furnierblatt zum

Ansetzen in der Länge habe ich bei meinem ersten

Besuch bei Steingraeber & Söhne in Bayreuth finden

können. Allerdings wäre das originale Blatt von

Ausfluglöchern (anobium punktatum) durchsetzt, das

angefügte jedoch frei von Ausfluglöchern. Vorbereitend

für die Furnierarbeiten wärme ich das komplette

Seitenteil auf dem Ofen an und bringe Warmleim mit

einem Spion zwischen die losen Stäbe der

Tischlerplatte.

 

image3026Das Teil bleibt über Nacht in Schraubzwingen. Das

Absperrfurnier stemme ich nahe beim Stoß des

Deckfurniers ab, so dass das neue Blatt in der Länge

möglichst gut passt und setzet mit einem 2,5mm

Birnbaumfurnier an. Jetzt fällt die Entscheidung, das

alte Blatt komplett zu erneuern. Die komplette Seite

unterbaue ich deshalb mit Leisten und schleife das alte

Deckfurnierblatt mit der Tischbandschleifmaschine ab.

Die geschliffene Seite wärme ich in der Furnierpresse

an und furniere das Deckfurnier ebenfalls mit

Warmleim.

 

image3022Beim Pressvorgang über 18 Stunden lege ich zur

Druckverteilung eine Styrodurplatte auf das

Deckfurnier und schalte die Heizung aus. Trotzdem

haben sich Teile des Deckfurniers im unteren Drittel

der Seite - vermutlich durch den Schädlingsbefall - in

die Tischlerplatte eingedrückt. Das neue Deckfurnier

beize ich vor dem Deckpolieren mit Wasserbeize auf

den Ton der Kante.

 

 

 

 

 

1.3.2. Die Füße

 

image3028Die beschädigten Furniere müssen erneuert werden.

Leider ist auch die Oberseite des Diskantfußes

unvollständig und muss abgenommen werden.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

image3030Nur die Innenseite des Diskantfußes kann ich

erhalten.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

image3032image3034Die ausgebrochenen Stellen an der Rollenaufnahme

ergänze ich: Am Diskantfuß stemme ich die

ausgebrochene Stelle aus und leime mit Warmleim

Fichtenholz ein.

 

Überständiges Material schleife ich beim Abnehmen

des Frontfurniers bündig ab.

 

 

 

image3036Das Furnier des Bassfußes bügle ich vollständig ab.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

image3038Nach den Ergänzungsarbeiten auf der Unterseite reibe

ich neues Furnier mit dem Furnierhammer auf.

 

Die Oberseite furniere ich zuletzt.

 

 

 

 

 

 

 

 

image3040image3042Den Bassfuß schleife ich über die ganze Breite samt

dem Furnier am Tellerschleifer ab und schifte ebenfalls

Fichtenholz an. Danach schleife ich bündig.

 

 

 

 

 

 

 

 

1.3.3. Die Klappe

 

image3044Ein Teil der Messingader fehlt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

image3046Von einem Gürtler bekomme ich die passende Ader

(0,3mm) und leime sie mit Warmleim in die gesäuberte

Nut. Die Ader muss ich dabei streng in die Nut

einschlagen.

 

Trotz des guten Halts und Nachschleifen

bleibt sie nach dem Leimvorgang leicht wellig.

 

 

 

 

 

image3048An den Stößen entsteht dabei eine kleine Fuge.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1.3.4. Der Hinterdeckel

 

image3050Die mehrfach gebrochene Tischlerplatte des

Hinterdeckels leime ich.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

image3052Mittig an der Hinterkante des Hinterdeckels ist das

Furnier bis auf die Tischlerplatte ausgebrochen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

image3054In zwei Lagen leime ich Nussbaumfurnier ein.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1.3.5. Das Vorbereiten für die Montage

 

image3056Zum Höhenausgleich bereite ich einen Klotz vor, der

nach dem Umleimen auf den neuen Rasten geleimt

wird. Dieser soll vorne bündig mit dem Hinterdeckel

sein, oben bündig mit den Seitenteilen und hinten

bündig mit Hinterdeckel und Seiten.

Damit der Klotz möglichst unauffällig wird, entscheide

ich mich für einen Kiefernklotz, vorne mit Ahorn -

analog zu den inneren Seitenfurnieren - und hinten

mit Fichte - analog zum neuen Rasten - furniert und

zweimal mit Articryl matt lackiert. Den Klotz schneide ich

erst nach dem Umleimen auf Maß.

 

image3058Die Diskantseite leime ich an der Stelle, an der der

Resonanzboden samt Lager eingelassen war mit

Fichtenholz aus.

 

Die Stelle befindet sich in der späteren Leimfläche zur

Aufnahme des neuen Rastens. Optische Nacharbeiten

sind also nicht erforderlich.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

image3060Die Bassseite fräse ich mit einer Schablone und einer

Handoberfräse aus, damit das für den Rasten

notwendige Einbaumaß erreicht wird.

 

Mit in der Frässchablone berücksichtigt ist die

Aussparung für den Stimmhammer beim Aufsetzen auf

die untersten Stimmwirbel.

 

Die alten Schraubenlöcher dübele ich aus.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

image3062image3064Sämtliche Schrauben, Bänder, Scharniere, Schlösser

und Schließbleche, sowie die übrigen Beschläge reinige

und poliere ich.

 

 

 

image3066image3068Nicht alle Gehäuseschrauben werden wieder verwendet

(Sockel, Arme, Stuhlrahmen, Stuhlboden). Die

originalen Bänderschrauben reichen für ein Band und

werden poliert.

 

 

image3070image3072Alle Schrauben wachse ich vor dem eindrehen.

 

Fehlende Schrauben ersetze ich durch entsprechende

neue Schlitzschrauben.

 

 

Die Seiten und den Hinterdeckel schneide ich an der Hinterkante auf das für das Umleimen notwendige

Maß. Mit dieser Maßnahme erhalte ich gleichzeitig wieder parallele Vorder- und Hinterkanten der

Seitenteile. Dadurch ist sichergestellt, dass das Gehäuse bei der Montage nicht windschief wird.

 

Den Hinterdeckel bohre ich zweimal zur Aufnahme der Dübel (10mm) des Klotzes und markiere ihre

Position auf der Hinterkante.

 

 

image3074Die Füllungen auf der Unterseite des Stuhlbodens

stemme ich so aus, dass die Unterrahmenriegel wieder

schließen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

image3076Die Schlösser reinige ich mit Pressluft und Pinsel, weil

sie genietet und damit nicht zerlegbar sind. Für einen

leichteren Gang öle ich mit der Spritze.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

image3078Das originale Pedalwerk kann aus Platzgründen nicht

wieder verwendet werden. Den Sockelboden schneide

hinten so ab, dass noch ca. 1cm Luft zur Platte bleibt.

 

Für den Abschluss nach unten bereite ich eine

Sperrholzplatte vor. Diese soll verhindern, dass unnötig

Staub und Warmluft von unten in das Gehäuse dringt.

 

 

 

 

 

 

 

 

2. Steingraeber & Söhne, Fabrikationsnummer 45 548

 

Die Vorgespräche und eine Fabrikbesichtigung finden am 7. März 2007 statt. An diesem Tag suche ich

den geeigneten Rasten aus, bespreche mit dem Betriebsleiter, Herrn Wolfgang Schäffler, die Details und

suche Furnier für die Bassseite und die Füße aus. Vom 8. bis 10. Mai, vom 14. bis 15. Mai und vom 23.

bis 24. Mai 2007, also an 7 Tagen, bin ich in Bayreuth für den Bau des Modells 130, dem Umleimen und

dem Mechanikstellen.

 

 

2.1. Akustische Anlage

 

2.1.1. Die Auswahl und Vorbereiten des Rastens

 

image4002Sieben Rasten des Modells 130 stehen bei Steingraeber

& Söhne in Bayreuth zu Beginn der Arbeiten zu

Auswahl bereit. Alle Rasten waren bereits mit

Bodenlager, Resonanzboden und Stimmstock und

Rückwand versehen. Der Resonanzboden ist bereits

einmal grundiert.

Wie üblich, bestehen Rastenspreizen und -klötze aus

Fichte, Resonanzboden, Berippung und Rückwand aus

Fichte aus höheren Lagen, Abbund und Bodenlager

aus Buche und der Stimmstock aus vielschichtigem

Buche-Sperrholz (Delignit).

 

image4004Ich entscheide mich für einen Rasten mit sehr hoch

klingendem Resonanzboden, da bei einem Modell

dieser Größe erfahrungsgemäß eher Schwächen in der

oberen Mittellage und im Diskant zu erwarten sind.

Aus diesem Grund wird auch die Größe des

Resonanzbodens bei diesem Modell durch sehr

großzügig gestaltete Abbünde erheblich verkleinert.

Beim Abklopfen der Rasten sind große Unterschiede zu

hören.

Vor der Weiterverarbeitung schneide ich den Rasten

auf das für den Einbau notwendige Maß.

 

 

2.1.2. Das Aufleimen der Stege

 

image4006Ich verwende massive Rotbuchestege (BU) mit einem

graphitierten Doppel aus Weißbuche (HB) anstelle der

sonst üblichen Stege aus Buche-Sperrholz. Diese

werden mit der Schablone auf den Resonanzboden

geleimt und verschraubt. An den Füßen sind

zusätzliche Zwingen notwendig. Ich verwende den für

den Hersteller üblichen Leim (Titebond gelb).

 

 

 

 

 

 

2.1.3. Das Vorbereiten und Lackieren der Gussplatte

 

image4008Die Gussplatte des Modells 130 kommt aus der Gießerei.

 

Die Gussplatten werden aus Grauguss mit lamellarem

Graphit gefertigt.

 

Der Graphit und die hohe Masse der Platte sorgen dafür,

dass sie kaum Eigenfrequenzen ausbilden und sich so

weitgehend Klangneutral verhalten.

 

 

 

 

image4010Vor dem Lackieren schleife ich die Platte ebenfalls auf

das für den Einbau notwendige Maß.

 

Mit der Schruppscheibe ebne ich Überständiges

Material ein und glätte die Oberfläche.

 

 

 

 

 

 

 

image4012Unebenheiten verfülle ich mit einem 2KPolyesterspachtel

und schleife von Hand nach.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

image4014Lackiert wird die Gussplatte mit dem für den Hersteller

üblichen Lack.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

image4016Aus optischen Gründen schlage ichdie Anhangsstifte erst

nach dem Lackieren ein und kröpfe sie.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

2.1.4. Das Aufpassen der Gussplatte

 

image4018Die Platte wird plan auf den Stimmstock und das

untere Plattenlager (BU) aufgelegt, die oberen

Stützdübel und Plattenstützschrauben vermessen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

image4020Das Richten der Stegüberhöhung erfolgt

herstellerüblich mit Schablonen ...

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

image4022... und Einkerben des Doppels mit Drechselröhre und

Raspel.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

2.1.5. Das Abstechen der Stege

 

image4024Nach Abnahme der Platte hobele ich das Doppel auf

die markierten Höhen.

 

Mit Hilfe einer Schablone körne ich die Bohrungen für

die Stegstifte an.

 

Das Bohren erfolgt mit einer Handbohrmaschine und

einem Spiralbohrer mit dem Durchmesser von 2,4mm

für 7er Stegstifte (Durchmesser 2,5mm).

 

 

 

image4026Vor dem Bestiften mit dem Hammer graphitiere ich

den bereits gebohrten Steg und steche ab.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

image4028Das Abstechen erfolgt ausschließlich nach Augenmass.

 

Ich verwende als einziges Werkzeug einen konischen

Stechbeitel mit der Klingenbreite von 24mm ohne

Hammer für den Längs- und Querabstich.

 

 

 

 

 

 

 

image4030Den Abstich zur klingenden Länge versehe ich

zusätzlich mit einer kleinen Stufe am halben Stegstift,

um auch beim Einarbeiten der Seite am Steg die

exakte klingende Länge beizubehalten.

 

Den Basssteg fase ich mit dem Doppelhobel.

 

 

 

 

 

 

image4032Nach dem Abstechen bestifte ich die Stege mit dem

Hammer.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

image4034Die Stifte werden nicht gefeilt, die Höhe der Stifte

nach Augenmass gerichtet.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

image4036Dabei schlage ich die Stegstifte weit ein, um das

Mitschwingen der Stifte so weit wie möglich zu

reduzieren.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

2.1.6. Das Lackieren von Resonanzboden und Stegen

 

image4038Die Stegdoppel lackiere ich seitlich mit dem Pinsel und

klebe bündig zum Rotbuche-Steg ab. Anschließend

klebe ich auch die seitlichen Flächen des Rastens

(Leimflächen) ab.

 

Der Resonanzboden und die Stege werden durch einen

Mitarbeiter matt mit Acryllack lackiert.

 

 

 

 

 

 

2.1.7. Das Aufschrauben der Gussplatte

 

image4040Plattendübel und Stützschrauben werden eingesetzt

und die Platte aufgeschraubt. Ich kontrolliere noch

einmal die Stegüberhöhung. Anstelle der bassseitigen

Plattenbohrung für den Mechanikbolzen setzte ich

eine weitere Schraube ein, da diese Bohrung nach dem

Umleimen aus Platzgründen nicht mehr verwendet

werden kann.

 

 

 

 

 

image4042Anschließend setze ich die Agraffen für den Bass und

die Mittellage ein und dübele die Platte aus.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

2.1.8. Das Beziehen

 

image4044Den Stimmstock bohre ich mit einem Spiralbohrer,

Durchmesser 6,7mm, unter einem Winkel von 15° mit

der schwenkbaren Ständerbohrmaschine.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

image4046Ich verwende herstellerüblich vernickelte Stimmwirbel

6,9 * 54. Für den Blankbezug verwende ich ebenfalls

herstellerüblich Draht der Firma Röslau, für den Bass

einen Bassbezug der Firma Heller mit dem für Steingräber

typischen Sechskantdraht.

 

 

 

 

 

 

 

image4048Ich verzichte auf Tuchunterlagen an den

Anhangstiften, um ein späteres Ein- oder

Durchdrücken zu vermeiden.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

image4052image4050

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

image4056image4054

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

In der Mittellage und im Diskant liegen die Saiten vor der ersten Wirbelreihe auf einem roten Auflagefilz

auf.

 

Aus diesem Grund verwende ich auch für das Plattenauflager ein rotes anstelle des herstellerüblichen

grünen Tuches. Der Druckstab wird aufgeschraubt, die Saiten an den Anhangsstiften und an den Stegen

angeklopft, ausgestrichen und zweimal gezwickt.

 

Links: Neueinbau mit Weißbuchestegdoppel, rotem Auflagertuch und vernickelten Anhangstiften

Rechts: Vergleichsmodell Steingraeber & Söhne, Modell 130K

 

 

2.2. Der Einbau

 

2.2.1. Das Umleimen

 

Weil die Seitenflächen des Rastens beim Beziehen erfahrungsgemäß etwas nach innen kippen, habe

ich den Rasten beim auf Maß schneiden an der Oberseite ca. je 1mm breiter gelassen als an der

Unterseite.

 

image5002Vor dem Umleimen schraube ich die Arme an den

Seiten an. Stuhlboden, Sockel und Schlossleiste

lege ich für die Kontrolle in der Presse bereit. Die

Innenseiten klebe ich zur Leimfläche hin mit

Malerkrepp ab. Dann gebe ich mit dem Pinsel Leim

an.

 

 

 

 

 

 

image5004Für das Umleimen der Seiten kann ich die

Verleimpresse der Serienfertigung verwenden. Der

umleimte Rasten bleibt einen Tag in der Presse. Ich

verwende den herstellerüblichen Leim (Titebond

gelb).

 

 

 

 

 

 

 

image5006Beim Pressvorgang lege ich Stuhlboden und Sockel

mit in das Gehäuse. Das ist wichtig, damit auch die

übrigen Gehäuseteile nach dem Umleimen wieder

passen. Die Rahmen können zwar eingehobelt

werden, andere Teile wie die Klappe sind aber

seitlich furniert. Ein Nachfurnieren wäre unnötig

viel Arbeit, große Spatien zwischen den Teilen alles

andere als wünschenswert.

 

 

 

 

image5008Nach einem Tag Pressdauer ist das Gehäuse

umleimt. Jetzt kann ich das genaue Maß für den

Klotz abnehmen und diesen einpassen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

image5010Vor dem Einschrauben des Sockels und des unteren

Abschlusses garniere ich die Pedallöcher und

Schraube das Pedalwerk, noch ohne Züge und

Stößer ein.

 

Den unteren Sockelabschluss schraube ich von unten

an die Füße, den Rasten und das Vorsatzbrett.

 

 

 

 

 

 

 

2.2.2. Die Abschlussarbeiten

 

2.2.2.1. Das Schwärzen

 

Zum Schwärzen verwende ich einen Weingeistlack mit schwarzen Erdpigmenten (in diesem Fall

Rebschwarz). Dieser Lack deckt gut und gibt eine matte und beständige Oberfläche.

 

Geschwärzt werden alle original geschwärzten Gehäuseteile und solche, die durch das Bearbeiten

unschön geworden sind, zum Beispiel durch das Spachteln von Fraßgängen.

 

image5012Die Untersicht des Stuhlbodens wird nur im

Rahmenbereich geschwärzt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

image5014Die Doppel der Füllungen sind neu und werden

deshalb nicht geschwärzt.

 

Diese musste ich aufdoppeln, um den neuen

Stuhlrahmen ausreichend anschrauben zu können.

 

 

 

 

 

 

 

image5016Die Ausfräsung der Bassseite schwärze ich wegen des

Auftretens von Fraßgängen in diesem Bereich der

Tischlerplatte.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

image5018Die Hirnholzkante der Tischlerplatte musste wegen

Beschädigungen und Ausbrüchen durch den

Schädlingsbefall mehrmals gespachtelt werden. Die

Rastenteile des Neuinstruments bleiben natürlich

ungeschwärzt.

 

Die Montagebleche der hinteren Rollen lasse ich

bündig mit der Rastenunterkante ein.

 

 

 

 

image5020Die Rollenaufnahmen der vorderen Füße sind zu groß

und müssen (mal wieder!) mit Fichtenholz ausgeleimt...

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

image5022...und neu eingelassen werden.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

image5024Nach der Montage der Rollen...

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

image5026...schwärze ich die Untersicht der Füße. Die untere

Sperrholzabdeckung des Sockels ist neu und wird

deshalb nicht geschwärzt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

image5028Die Füße schwärze ich außerdem an der inneren

Montageseite und auf der Oberseite an den nicht

furnierten Teilen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

image5030Auch die alten Füße waren nicht vollständig furniert.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

image5032Die Arme musste ich ausklinken, um ausreichend Platz

für die Mechanik zu haben. An beiden Armen wurde

deshalb das Schraubenloch angeschnitten, wo der

Stuhlboden von unten schräg an die Arme

angeschraubt war.

 

 

 

 

 

 

 

image5034Weil ich diese Stellen gespachtelt habe, schwärze ich

auch hier.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

image5036Die Seiten schwärze ich an den angeschnittenen

Stellen. Vorerst nur die Innenseite am Rasten, später

schwärze ich auch noch die Hinterseite, weil der

Hinterdeckel wegen Beschädigungen geschwärzt

werden musste.

Die Innenseiten im Instrument schwärze ich nicht. Sie

sind unbearbeitet im Originalzustand.

 

Der Hersteller hat besonders im unteren Bereich der

Innenseiten keinen besonderen Wert auf die Optik

gelegt.

 

 

2.2.2.2. Die Montage der Füllungen

 

image5040image5038Lose Rahmenverbindungen leime ich nach. Altes

Furnier entferne ich und setzt neues in die Gehrung

ein.

 

 

 

image5044image5042

 

 

 

 

 

 

image5046

image5048

 

 

 

 

 

 

image5050Die Rahmen schleife ich auf ihrer Rückseite nach.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

image5052Die fertig bei der Demontage markierten und jetzt

verleimten Profilrahmen setze ich wieder ein

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

image5054und schraube sie mit den polierten und gewachsten

Schrauben wieder an.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

image5056Bei allen Gehäuseschrauben achte ich darauf, dass der

Schraubenschlitz mit der Holzfaser läuft.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

image5058Die Rückseite der mittleren Oberrahmenfüllung

reinige ich von den alten Stoffresten und bespanne sie

unter Verwendung der alten Reißzwecken.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

image5062image5060Um ein Einreißen des Stoffes an den

Befestigungsschrauben zu verhindern, garniere ich die

Schrauben mit Waagebalkenfilzen.

 

 

 

 

 

2.2.2.3. Das Einpassen der Gehäuseteile

 

image5064Am meisten Arbeit bereitet das Einpassen von

Zierbacken, Zierleiste und Klappe. Die Vorderkante

der Untertasten steht wie geplant ca. 1,5mm von der

Schlossleiste entfernt. Weil die Schlossleiste etwas

verdreht ist, bringe ich an der Vorderseite des

Stuhlrahmens drei Abstandstellschrauben an. Die

Position der Schlossleiste ist somit mein

Ausgangspunkt.

Als erstes hobele ich die Zierbacken ein. Die Höhe

lasse ich auf Originalmaß. Im Bass muss ich die

Innenseite der Backe schräg hobeln.

 

image5066Beim Auflegen der Zierleiste stelle ich fest, dass die

Höhe der Klaviatur - nach dem Geradelegen natürlich

- gleich zur alten geblieben ist. Allerdings ist bei

diesem Modell die Zierleiste an den Backen

ausgeklinkt. Weil aber der Tonumfang um 2 Tasten

erweitert ist, ist die Leiste im Bass...

 

 

 

 

 

 

image5068... und im Diskant zu weit ausgeklinkt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

image5070Also muss ich die Zierleiste an der Unterseite auf

beiden Seiten um ca. 1 Tastenbreite ergänzen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

image5072Ich verwende dazu Fichtenholz, den Faserverlauf

entsprechend der Leiste, um vorne Furnieren zu

können.

 

Überständiges Holz hobele ich ab, vorne lasse ich das

Holz um Furnierstärke zurückstehen.

 

 

 

 

 

 

image5074Das Furnier der Vorderseite setze ich mit einem

Walnusskopffurnier an, schleife bündig, beize nach

und poliere dann die gesamte Zierleiste.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

image5076Danach schraube ich die Zierbacken an. Beim letzten

Einhobeln achte ich auf ein enges Spatium zur

Klaviatur.

 

Die Schrauben setzte ich so, dass beim Spielen kein

Kopf sichtbar wird, die Schraube aber noch gut

zugängig ist.

 

 

 

 

 

image5078Damit ist auch die Position der Zierbacken festgelegt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

image5080Jetzt passe ich die Zierleiste auf die Backen.

 

Die genaue Position in der Tiefe lege ich aber erst fest,

wenn die Tastenklappe fertig montiert ist und das

Klappenschloss schließt.

 

So ist gewährleistet, dass die Zierleiste nicht unter der

Klappe hervorsteht.

 

 

 

 

image5082Die Tastenklappe muss um ca. 2mm nach vorne

versetzt werden, damit das Schloss schließt und die

Klappe nicht an den Zierbacken ansteht.

 

Dazu versetze ich die Schwalbenschwanzklötze an den

Armen.

 

 

 

 

 

 

image5086Jetzt passe ich den Oberrahmen auf die Hohlkehle.

Logischerweise muss dieser wieder um ca. 2mm nach

hinten versetzt werden.

 

Hier reicht es eigentlich aus, den Dübel entsprechend

zu kürzen und die Garnierung an der Hohlkehle

entsprechend zu gestalten.

 

Später entschließe ich mich dann aber doch, die Dübel

zu erneuern.

 

 

image5088Weil ich in der Höhe nichts verändert habe, ist der

Oberrahmen mit den Seiten bündig.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

image5090Nur seitlich muss ich - so wie den Unterrahmen auch

- etwas an den Seiten einhobeln.

 

Das ist ohne weiteres möglich, da die Rahmen seitlich

nicht furniert sind.

 

 

 

 

 

 

 

image5092Mit eingebautem Oberrahmen lege ich den montierten

Deckel so auf, dass das Oberrahmenschloss schließt.

Jetzt übertrage ich meine Markierungen für die

Bohrungen vom Hinterdeckel auf den Klotz und setze

die Dübel.

 

 

 

 

 

 

 

image5094Jetzt kann ich den Hinterdeckel aufleimen. Ich leime

nur punktuell, damit bei der nächsten

Generalüberholung - vielleicht nach weiteren 121

Jahren - der Deckel dann ohne Bruch zu lösen ist.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

2.2.2.4. Die Garnierungen

 

image5098image5096Die Unterrahmenklötze garniere ich in zweifach auf

die Gesamte Fläche, damit der Unterrahmenriegel

guten Halt hat.

So ist auch ein Klappern oder Mitschwingen

ausgeschlossen.

 

image5100image5102Die Dübellöcher des Sockelvorsatzbretts und der

Hohlkehle garniere ich nach allen vier Seiten. Das

Loch selbst ist leicht konisch.

 

 

 

image5106image5104Auch der Deckelaufsteller bekommt eine Garnierung

in weinrot.

Die Unterrahmenriegel garniere ich rückseitig, um das

Furnier nicht zu verkratzen.

 

 

image5108Den Übergang zwischen Platte und Seiten bzw. Klotz

garniere ich mit dem roten Saitenauflagefilz.

 

Die Mechanikbolzen bekamen die Tuchgarnierung zur

Platte schon beim Mechanikstellen.

 

 

 

 

 

 

 

image5110Die runden Pedallöcher garniere ich rundum mit

weinrotem Zierleistenfilz, die Auf- und Unterlagen der

Pedale erhalten ebenfalls den originalen Steingraeber-

Filz.

 

 

 

 

 

 

 

 

image5112Abschließend garniere ich die ergänzte Zierleiste.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

2.2.2.5. Der Rastenabschluss

 

image5114Die Seiten stehen noch über den neuen Rasten vor.

Der Hinterdeckel ist bündig mit den Seiten und dem

Klotz aufgeleimt.

 

Der Klotz und der Teil der ausgefrästen Bassseite, der

den Rasten aufnimmt, sind nach unten hin gerundet.

 

 

 

 

 

 

image5118image5116Halbrundstäbe und eine untere Abschlussleiste, die

nach oben hin gerundet ist, habe ich bereits in

Bayreuth gebohrt und auf Maß geschnitten.

 

 

 

image5120image5122Diese schraube ich mit Messingschrauben auf den

neuen Rasten. Ich achte auch hier darauf, dass der

Schraubenschlitz parallel zum Faserverlauf liegt.

 

 

 

image5124Die untere Abschlussleiste ist aus Fichte, die

Halbrundstäbe aus Föhre und deshalb noch etwas

dunkler.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

2.3. Spielwerk

 

 

2.3.1. Das Vorbereiten der Mechanik

 

image6002Die Firma Steingraeber & Söhne bezieht von zwei

Herstellern ihre Mechaniken. Ich verwende eine

AP-Mechanik aus dem Hause Renner.

 

Die Anschlagslinie liegt nach dem Neueinbau 6mm

über dem für das Modell 130 üblichen Maß. Um

keine Reibung zwischen Pilote und

Hebegliedsattelpolster zu erhalten (HPW-Linie),

habe ich zusätzlich einen Satz Hebeglieder mit

einem um eine Nummer höheren Sattel bestellt.

 

 

image6004Die „alten" Hebeglieder schraube ich aus, die

neuen sortiere ich nach Bass, Diskant und oberen

Diskant und schraube sie ein.

 

Leider war bei den neu gelieferten Hebegliedern

viel Arbeit erforderlich, um überall ausreichend

saubere Spatien zu erhalten.

 

 

 

 

 

image6006Die Hammerköpfe der Firma Renner intoniere ich

vor und ziehe ich ab.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

image6008Ich forme die Hammerköpfe konventionell anstelle

der für Steingraeber & Söhne typischen

„Herzform".

 

 

 

 

 

 

 

 

 

image6010Die vorbereiteten Hammerköpfe stiele ich mit dem

herstellerüblichen Leim (Titebond gelb) ein.

 

Für den Bass und den Diskant verwende ich dabei

hoch abgeklungene Stiele, für die Mittellage

mittelhoch abgeklungene.

 

Tief klingende Stiele verwende ich aus statischen

Gründen nicht.

 

 

 

 

2.3.2. Das Stellen der Mechanik

 

image6012Zum Mechanikstellen bereite ich Mechanikstützen

aus Buche vor. Die vierte wird nach dem Stellen

unter die Mechanik montiert. So wird sichergestellt,

dass die Stützschraube am Mechanikbalken richtig

eingestellt ist.

 

 

 

 

 

 

 

image6014Das Stellen erfolgt wie üblich: Auf Seite und Höhe

mit Probehämmern, Steighöhe nach

Probehämmern und Bassluft nach Stielschräge.

 

Jetzt stellt sich heraus, dass das Gehäuse

millimetergenau umleimt ist. Allerdings ist bei

korrektem Einbau des gesamten Spielwerks die

Taste Nr. 88 des c5 nicht unterzubringen. Ich

entscheide mich für gerade Hämmer und Piloten

und für eine Zierbacke im Diskant anstelle der

Taste Nr. 88.

 

image6016Den eigentlich nach links gekröpften

Mechanikbacken im Bass ersetze ich durch einen

geraden Diskant-Backen, weil nach links kein Platz

mehr ist. Diesen setze ich auch im Rasten neu.

Dazu bohre ich die Platte schrittweise auf 15mm

durch. Die insgesamt um 32mm zu breite

Mechanik kürze ich an Mechanikbalken, Klappund

Ruheleiste. Klappleistenwinkel und

Bassbacken verschraube ich neu. So ist auch noch

Raum für den Stößer des linken Pedals.

Dann setze ich die Probedämpfer.

 

image6018Zur Sicherheit prüfe ich noch vor dem

Dämpfungsetzen, ob die Mechanik ausreichend

Platz zum Oberrahmen hin hat.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

image6020Zu dieser Zeit arbeite ich zufällig parallel an zwei

nahezu identischen Steingaeber & Söhne - Klaviern

des gleichen Modells 144.

 

Eines im Original als Überholung im Kundenauftrag

mit der Fabrikationsnummer 9 543 und am

Neueinbau.

 

 

 

 

 

 

 

2.3.3. Das Dämpfungsetzen

 

image6022Nach dem Kröpfen der Drähte und Zappeln der

Püppchen auf der Leiste leime ich die Dämpfer mit

Warmleim ein.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

image6024Für den Übergang verwende ich Doppelkeildämpfer.

Nach dem Leimen zappele ich die

Dämpfung am Draht nach.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

image6026Die Madenschraube ist werkseitig auf Mittelstellung

eingedreht und wird frühestens im Kundendienst

verwendet.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

2.3.4. Das Hämmereinleimen

 

image6030image6028Die abgelängten Hämmer rolle und ritze ich. Die

Basshämmer habe ich vorher in der Lade bestoßen.

 

 

 

 

image6032Dann feile ich auf Chor und Kontrafängerlinie.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

image6034Das Einleimen erfolgt mit dem herstellerüblichen

Leim (Titebond gelb).

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

2.3.5. Das Vorbereiten der Klaviatur

 

image6036Das Elfenbein des Steingraeber & Söhne - Klaviers

4 729 löse ich mit Dampf von den alten Tasten und

presse es sortiert und noch feucht in Zulagen mit

Küchenkrepp. Nach dem Pressen und Trocknen

sind die Plättchen gerade und müssen nur noch

gereinigt werden.

 

 

 

 

 

 

image6038Nach dem Reinigen stehen sie für das

Neuaufleimen zur Verfügung.

 

Später stellt sich heraus, dass ich diese Beläge nicht

für die neue Klaviatur verwenden kann.

 

Deshalb werden die Plättchen in Zulagen gelegt

und für die Überholung einer anderen Klaviatur

verwendet.

 

 

 

Die Klaviatur beziehe ich von der Firma Kluge ohne Untertastenbeläge. Die gelieferte Klaviatur hat

bereits schöne Fronten aus Celluloid. Die neue Klaviatur ist dann aber leider am Vorderstück zu lang

für die alten Beläge. Von der Firma Bücking erhalte ich einen Satz getigertes Elfenbein, Solid-Plates,

aus Altbeständen. So brauche ich die Fronten nicht erneuern und das Vorderstück kürzen und spare

die Stoßarbeiten beim Aufleimen.

 

image6040Die Klaviatur markiere ich seitlich und Zahne die

Leimflächen ab. In der Verleimvorrichtung kann

ich immer 14 Plates aufleimen, so dass das

Elfenbein gleichmäßig über die Fronten steht.

 

Ich verwende hierfür weiß eingefärbten Hautleim

der Firma Jahn Pianoteile.

 

Überständigen Leim entferne ich direkt nach dem

Ausspannen, weil dieser beim Schleifen an der

Tellerschleifmaschine schmieren kann.

 

image6042Nach dem Bündig schleifen, das sehr vorsichtig

durchgeführt werden muss, entferne ich die letzten

Leimreste an der Fuge mit der Feile und dem

Klotz.

 

Mit dem Klotz schleife ich die Beläge im Rahmen

bis zur Körnung 240 vor und die Vorderkante auf

gleiche Höhe.

 

 

 

 

image6044Jetzt schleife ich mit Papier der Körnung 240 an

jede Taste die Rundung...

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

image6046...und fase die Kanten.

 

Danach schleife ich die Beläge im Rahmen bis zur

Körnung 600 und poliere die Flächen und Kanten

der Beläge einzeln nur leicht nach, da der Kunde

keinen Hochglanz wünscht.

 

 

 

 

 

 

 

 

2.3.5. Der Einbau der Klaviatur

 

image6048Das Rahmenhinterstück schneide ich gemäß der

Kröpfung der Klaviatur in drei Teile, da die beiden

mittleren Mechanikstützen in diesem Bereich

stehen. Das Rahmenhinterstück ist bereits fertig

mit dem Hinterdruckstreifen garniert.

 

Weil ich den Stuhlboden bereits auf das für den

Einbau (Plattennasen) erforderliche Maß auf Tiefe

geschnitten habe, schraube ich die

Rahmenhinterstücke bündig mit der

Stuhlbodenhinterkante auf.

 

image6050Die Lage der Klaviatur zur Seite und in der Tiefe

richte ich nach den Hebegliedsätteln bei möglichst

geraden Piloten und nach einem Abstand von ca.

1mm zur Schlossleiste.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

image6052Den Waagebalken mit Rahmenvorderstück

schneide ich bündig mit den Tasten 1 und 87 ab,

damit die Zierbacken daneben Platz haben.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

2.3.6. Das Regulieren und Ausarbeiten

 

image6054Bevor die Tasten ins Klavier kommen, richte ich

noch einmal die Hämmer und bügle dann die

Steighöhe auf 48mm.

 

Die Tasten richte ich ein und bringe sie grob zu

Fall, weil sie ja bisher noch nicht ausgewogen sind.

 

Nach dem Einrichten kantel ich die Tasten bei

eingestellter Mechanik und richte die

Tastenspatien.

 

 

image6056Die Drahtpiloten richte ich nach der HPW-Linie,

seitlich und senkrecht in beiden Richtungen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

image6058Dabei stelle ich immer wieder unter, damit die

Piloten auch nach einem späteren Unterstellen

gerade stehen bleiben.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

image6060Die Piloten stehen sauber und ohne Schnabelluft

unter der Mechanik. Die Auslösung ist reguliert.

Jetzt richte ich den Halbgang.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

image6064image6062Nach dem Geradelegen der Klaviatur richte ich die

Spieltiefe der Untertasten auf 9,8mm.

 

Die Spieltiefe der Obertasten richte ich nach dem

Regulieren des Fangs.

 

image6066Jetzt kann das Klavier das erste Mal gestimmt

werden.

 

Die Mechanik wird noch mehrmals nachreguliert,

die Klaviatur ausgewogen, und noch mehrmals

gestimmt und intoniert.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

image6068

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Das Klavier ist fertig für den Versand.

 

 

 

3. Anhang

 

3.1. Materialnachweis

 

3.1.1.Das Gehäuse:

Hersteller: Firma Steingraeber & Söhne, Bayreuth, Fabrikationsnummer 4 729

Material: Fichte und Föhre Stabtischlerplatte abgesperrt mit 2,5mm Nussbaumsägefurnier,

Deckfurnier 1,0mm Europäischer Wallnuss Wurzel, Kopf und schlicht gemasert, Neufurniere der

Firma Steingraeber & Söhne

Beschläge: Messing, Firma Steingraeber & Söhne

Leime: Warmleim (Haut- & Knochenleim), Fischleim der Firma Dick, Metten

Lacke: Schelllack der Firma Dick, Metten, Nitrocellulose-Mattlack der Firma Arti

Spachtelmasse: 2-K Polyesterspachtel, BayWa

Beize: Wasserbeize der Firma Rosner, Wolfratshausen

 

3.1.2. Die Mechanik:

Hersteller: Firma Renner, AP-Mechanik, Fabrikationsnummer

Material: Mechanikteile Weißbuche, Hammerstiele Birke, Mechanikbalken Buchesperrholz

Leime: Firma Renner, Titebond gelb für Hammerleimungen, Fischleim für die Dämpfung

 

3.1.3. Die Klaviatur:

Hersteller: Firma Kluge, Fabrikationsnummer

Material: Grundkörper Fichte, Bäckchen Birke, Stuhlrahmen Rotbuche und Fichte, Stifte Messing

vernickelt, Filze der Firma Jahn, Fronten Celluloid, Untertastenbeläge Elfenbein Solid-Plates der

Firma Bücking, Erlangen, Cites-Nr. ausgewiesen, Obertastenbeläge Ebenholz

Leime: Untertastenbeläge Hautleim weiß, alle übrigen Leime durch Firma Kluge, keine Lacke

 

3.1.4. Die Akustische Anlage:

Hersteller: Firma Steingaeber & Söhne, Bayreuth, Fabrikationsnummer 45 548

Material: Rasten und Klötze Fichte, Bodenlager Rotbuche, Resonanzboden und Rippen Fichte,

Rosetten Edelstahl, Stege Rotbuche, Doppel Weißbuche graphitiert, Stegstifte 2,5mm vernickelt,

Stimmstockunterlage Fichte, Stimmstock Rotbuchesperrholz (Delignit), Stimmwirbel 6,9mm

vernickelt, Platte Grauguss GG 190, Blankbezug Federstahldraht der Firma Röslau, Bassbezug

Federstahldraht / Elektrolytkupfer, Spinnerei Gregor Heller, Plattenlager Rotbuche

Leime: Durchgehend Titebond gelb, 2-Komponentenkleber Pattex für die Plattengarnierungen

Lacke: Arti Acryl, transparent, matt

 

 

3.2. Technische Daten

 

3.2.1. Die Einbaumaße

Rastenbreite: 1377 mm

Rastenhöhe: 1380 mm

Seitenwandstärke: 42 mm

UK Sockel - OK Stuhlboden: 654 mm

HK Seite - IK Schlossleiste: 623 mm

IK Schlossleiste - HK O.-Rahmen: 327 mm

IK Schlossleiste - HK Stuhlboden: 431 mm

 

3.2.2. Das Gehäuse

Höhe: 1440 mm

Breite: 1534 mm

Tiefe: 669 mm

 

 

3.2.3. Die wichtigsten Mensurdaten

 

Die Anschlagslängen:

Nr. 1: 153 mm

Nr. 61: 21 mm

Nr. 73: 9 mm

Nr. 88: 2 mm

 

Die Saitendicken

Chor-Nr. Dr.-Nr. U.-Spi O.-Spi

1 23 0,85 1,75

2 23 0,80 1,70

3 23 0,75 1,65

4 22,5 0,75 1,55

5 22,5 0,70 1,50

6 22,5 0,70 1,40

7 22 0,65 1,35

8 22 0,60 1,30

9 22 0,55 1,25

10 21,5 1,70

11 21,5 1,60

12 21,5 1,50

13 19,5 1,20

14 19,5 1,15

15 19 1,05

16 19 1,00

17 19 0,95

18 18,5 0,85

19 18,5 0,80

20 18 0,70

21 18 0,65

22 18 0,60

23 17,5 0,55

24 17,5 0,50

25 17,5 0,45

26 17,5 0,40

27 17,5 0,35

28 17,5 0,30

29-30 19

31-36 18,5

37-40 18

41-44 17,5

45-52 17

53-58 16,5

59-64 16

65-70 15,5

71-76 15

77-82 14,5

83-86 14

87-88 13,5

 

 

3.2.4. Das Spielwerk

 

3.2.4.1. Die Reguliermaße:

Steighöhe: 48,0 mm

Auslösung Bass: 1,5 mm

Auslösung Mittellage: 1,0 mm

Auslösung Diskant: 1,0 mm

Fang: 15,0 mm

Spieltiefe: 9,8 mm

Überhöhung der Obertasten: 13,0 mm

 

Beschreibung:

Tonumfang: A2 bis h5, 87 Tasten und 88 Chöre, Ober- & Unterglieder

Dämpfung: Durchgehend dreiteilig, Übergang 4 Doppelkeile, Ton-Nr. 72-88 ohne Dämpfung

Piloten: Drahtpiloten Holz, graphitiert

 

 

3.3. Dokumente

 

3.3.1. Laufzettel Steingaeber & Söhne, Fabrikationsnummer 4 729

Pianino II 4729 Nußbaum

1887

18. Februar Leppert Rastn

14. März Hofmann Boden x

27. April Kaul beziehen

29. April Pöhlmann umleimen

30. April Fischer einpassen

31. Mai Volk schleifen

2. Juni Reh grundieren

9. Juni Arneth zusammensetzen

15. Juni Pötzel intonieren

16. Juni Schmidt auspolieren

20. Juni Berndt ausarbeiten

20. Juni Röder einrichten

22. Juni Müllich Meiningen (= Lieferdatum, Ersterwerber)

 

3.3.2. Rechnung Steingraeber & Söhne, Fabrikationsnummer 45 548

 

3.3.3. Rechnung Elfenbeinbeläge und Cites-Nummer-Nachweis

 

3.3.4. Garantieurkunde

 

 

3.4. Pflegehinweise

 

1. Kundendienst

Regelmäßige und fachgerechte Pflege erhalten den Wert Ihres Instruments. Beauftragen Sie stets

Klavierbauer mit Servicearbeiten an Ihrem Instrument. Die Schäden und Mängel, die durch

Nichtfachleute entstehen können, sind oft nur mit erheblichem Aufwand wieder zu reparieren. Nach

dem Ersterwerb ist das Instrument im ersten Jahr zwei- bis dreimal, in den folgenden Jahren

optimalerweise zweimal, mindestens jedoch einmal jährlich zu stimmen. Alle zwei bis drei Jahre

empfiehlt sich eine Überprüfung der Regulierung und Intonation, sowie eine Reinigung des

Spielwerks. Alle fünf Jahre sollten bei normalem Gebrauch Hammerköpfe, Intonation und

Regulierung überprüft, sowie Klaviatur und Mechanik gründlich gereinigt werden.

Regelmäßige Stimmungen mit Durchsicht von Mechanik und Klaviatur sind Voraussetzung für die

Einhaltung der Garantieleistungen.

2. Geräusche

Die Suche nach fremden Geräuschquellen im Instrument sollten Sie ebenfalls Ihrem Klavierbauer

überlassen. Oft kann ein Nebengeräusch auf Gegenstände zurückgeführt werden, die auf dem

Instrument stehen oder sich im Raum befinden.

3. Transport bei Kälte

Ihr Instrument möchte sich langsam an ein neues Raumklima gewöhnen. Nach einer Anlieferung oder

einem Tramsport bei sehr kalten Außentemperaturen sollten Sie zunächst die Raumtemperatur

reduzieren und dann langsam wieder erhöhen. Vermeiden Sie möglichst einen Transport bei Kälte.

4. Reinigung

Bei der Reinigung Ihres Instruments verwenden Sie bitte keine Möbelpolituren. Schelllackoberflächen

entstauben Sie am besten vorsichtig mit einem weichen, fusselfreien Tuch oder Staubwedel. Das Tuch

kann geringfügig angefeuchtet werden. Tastenbeläge, insbesondere Elfenbeinbeläge dürfen in keinem

Fall mit Reinigungsflüssigkeiten behandelt werden, in denen Alkohol, Spiritus oder andere

Lösungsmittel enthalten sind. Bewährt haben sich eine milde Seifenlauge oder Wasser mit

Geschirrspülmittel und ein weiches Ledertuch.

5. Standort

Der Standort eines Flügels oder Klaviers ist von besonderer Bedeutung. Stellen Sie das Instrument

nicht unmittelbar an die Wand. Lassen Sie zwei bis drei Finger Platz zur Wand. Stellen Sie es ebenfalls

nicht direkt vor eine Wärmequelle oder über Lüftungszuführungen. Direkte Sonneneinstrahlung auf

das Instrument ist schädlich für Oberfläche und Technik.

5. Raumklima

Beachten Sie vor allem die Luftfeuchtigkeit. Schwankungen zwischen 45% und 70% verträgt das

Instrument. Sowohl starke kurzfristige als auch saisonale Schwankungen, ebenso wie extrem niedrige

oder hohe Luftfeuchtigkeit verursachen schwere, oft irreparable Schäden am Instrument und sind

unbedingt zu vermeiden. Prüfen Sie die Luftfeuchtigkeit mit einem hochwertigen Hygrometer und

erhöhen Sie gegebenenfalls die Luftfeuchtigkeit - insbesondere im Winter - durch einen

Luftbefeuchter. Je gleichmäßiger die Luftfeuchtigkeit ist, desto besser ist das für Ihr Instrument.

 

Reparatur

reparatur modulKlaviere und Flügel haben eine Lebensdauer von ca. 60-80 Jahren. Je nach Hersteller und Standort werden sogar 100 und mehr Jahre erreicht.

Bei Kielinstrumenten variiert die Lebensdauer nach Bauart und Herkunft stark.

Mehr Informationen zur Reparatur erhalten Sie hier...

Restaurierung

restaurierung modulRestaurieren heißt nicht wieder neu machen. Historische Instrumente werden in ihrer Substanz erhalten. Eine Wiederspielbarmachung des Originals ist unter Umständen nicht mehr möglich.

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Spielwerktechnik

spielwerktechnik modul02Für viele die "Unbekannte" im Klavierbau. Alles wichtige und spannende über das Bindeglied zwischen Pianist und Klang, zwischen Kunst und Technik, finden sie hier...

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