Die Physis der Spielart

 

über Art & Weise des modernen Klavierspiels

 

Die Tasten sind es, mit denen wir den ersten Kontakt haben. Sie vermitteln uns beim oder noch vor dem ersten Ton einen Eindruck darüber, was das Instrument leistet und ob wir uns mit unserer eigenen Ergonomie und Herangehensweise im Instrument wiederfinden. Konkret heißt das, dieser Eindruck wird wesentlich dadurch geprägt, wie sich das Instrument „anfühlt“, wenn wir in die Tasten greifen, also wie die Spielart des Instruments ist.

Apropos Spielart…

 

Spielart – ein Begriff…
…, oder?

 

Es erstaunt mich als Klavierbauer seit langer Zeit, dass es bis heute keine einheitliche Formulierung des Begriffs Spielart gibt. Sie findet sich in ihrer Bedeutung hinsichtlich der Beurteilung von Tasteninstrumenten weder im Duden noch in den gängigen Wissensdatenbanken. Es scheint, als sei sie - noch nicht einmal in ihrer Definition, sondern bereits in ihrer Begrifflichkeit - überhaupt nicht existent.


„Spielart“ bezeichnet im allgemeinen deutschen Sprachgebrauch eine

"neben anderen existierende und von ihnen sich [leicht] unterscheidende Form, Ausprägung von etwas; Variante“ (Verlag Bibliographisches Institut GmbH, link (14.09.2016): https://www.duden.de/suchen/dudenonline/Spielart

 

Treffend ist diese Bedeutung sicher, denn unsere Instrumente unterscheiden sich in ihrer Spielart, und die vorhandenen Spielwerke sind Varianten ein und desselben Prinzips.
In Bezug auf den Umgang mit dem Tasteninstrument stünde dieser Begriff also eher den Erscheinungen der Klaviermusik (z.B. die „Spielarten der Wiener Klassik“) oder dem aktiven Vorgang des Klavierspiels (die Spielart der Pianistin oder des Pianisten sowieso) zu – ein Bereich, den der Begriff „Spielweise“ sicher besser darstellt. Wenn es sich bei der Spielart eines Instruments also nicht um einen aktiven Vorgang des Instruments selbst handelt, sondern im Spielwerk angelegt ist, handelt es sich um das passive Gegenstück der Eingabe. Wir könnten das vielleicht so darstellen:

 

Spielart  = der (passive) Umgang des Instruments mit dem Pianisten


Spielweise  = der (aktive) Umgang des Pianisten mit dem Instrument

 

„Art & Weise“ des modernen Klavierspiels: Diese Betrachtung ist zwar noch keine ausreichende Definition, die Trennung dieser Begrifflichkeiten hilft uns aber bei einer ersten Formulierung: Spielart ist vorhanden, auch wenn noch kein Ton entsteht, noch keine Taste bewegt wird. Spielart definiert sich damit als „Systemgrößen“ des Spielwerks. Der Umgang mit diesen physikalischen Systemgrößen ist zwingend bei der Umsetzung einer klanglichen Vorstellung in ein klangliches Resultat. Will man das ordentlich bewerkstelligen, erfordert das eine Vielzahl von erlernten Bewegungsmustern in Verbindung mit einer trainierten Sensorik. Spielweise definiert sich also als „Signalgrößen“ des Spielers, angelegt in individueller Methodik und Ergonomie. Spielart und Spielweise arbeiten in diesem Augenblick interaktiv. Klang und mechanische Rückmeldung lassen einen Pianisten seine Spielweise, also die Signaleingabe, in unglaublicher Geschwindigkeit anpassen und korrigieren. Damit ist klar: Klavierdidaktik und Klaviermethodik enden nicht mit der Bewegung an der Taste, sondern mit der sensorischen Rückkopplung des klanglichen und mechanischen Resultats. Das zu schaffende Werk, die Musik, entsteht aus dem beim Musizieren verwendeten Material, also dem Instrument (ab der schwingenden Saite); der Gesamteindruck wird beeinflusst vom umgebenden Raum und noch einigen metaphysischen Einflüssen, die wir auch bei anderen Künsten finden; das dafür erforderliche Werkzeug des Pianisten ist: Das Spielwerk. Es ist somit Teil des Bewegungsapparats des Pianisten, eine Art Spielprothese – ganz ähnlich wie bei „Edward mit den Scherenhänden“. Es ist außerdem die Schnittstelle der Signalgrößen des Pianisten hin zu Instrument und Klang, und damit die Schnittstelle zwischen Kunst und Klavierbautechnik. Die umfassende Kenntnis über das Spielwerk ist deshalb unentbehrlich - als Techniker wie als Pianist.

 

 

Die Bedeutung der Spielart – Physik & Klavierbau

 

„Wer den Anzeigenteil der Zeitungen und Zeitschriften durchliest, sollte freilich bei den Ankündigungen von Pianos glauben, ein jeder Pianomacher verstünde es ausgezeichnet, seinen Instrumenten eine gute Spielart zu geben, denn keiner vergißt neben einem vollen, gesangreichen Ton auch eine gediegene, unübertreffliche Spielart seiner Instrumente besonders hervorzuheben. Untersuchen wir, worin in den meisten Fällen die angepriesene gediegene Spielart besteht, so finden wir nicht selten einen unverschämten Klumpen Blei in dem vorderen Teile der Taste vor, der das Gewicht in der Hebung des mechanischen Werkes verringern helfen muß. Es ist ja lobenswert, wenn der Pianomacher, soviel wie ohne Nachteil für die Spielart tunlich ist, die Gewichtshebung des Mechanismus zu verringern sucht; geht er dabei aber von der Meinung aus, dass die gediegene Spielart lediglich in dem geringeren Kraftaufwande besteht, mit dem eine Taste heruntergedrückt werden kann, so ist er noch recht weit vom rechten Ziele entfernt.“ (Pfeiffer, Vom Hammer - Untersuchungen aus einem Teilgebiet des Flügel- und Klavierbaus, 3. Auflage, 1979, S. 120, Verlag Das Musikinstrument, Frankfurt / Main, Primärquelle: Siegfried Hansing, 19. Jhdt.)

 

Es gilt also seit jeher die Spielart als ein wesentliches Merkmal bei der Beurteilung von Flügeln und Klavieren. Auch heute versäumt es kein Hersteller, bei jedem seiner Modelle erneut und mit buntesten Lettern auf die vortreffliche Spielart seiner Instrumente hinzuweisen. Prüft man jedoch die Spielwerke auf herstellerspezifische Spielartqualitäten, sind solche kaum auszumachen. Ursache hierfür ist meist nicht die Konstruktion, sondern die schwankende Teilequalität und die traditionelle Art der Montage. Diesen Umstand empfinde ich als beschämend, gehe ich doch davon aus, dass der Kunde und Künstler für sein Geld das beste Spielwerk bekommen sollte, was unser Gewerk im 21. Jahrhundert zu liefern im Stande ist.


Beobachtet man Pianisten bei der Auswahl von Instrumenten, stellt man meist zwei Phasen des Auswahlprozesses fest, die sehr unterschiedlich ausgeprägt sein können:
In der ersten Phase betrachtet der Künstler das Instrument und setzt sich, er passt seine Sitzposition an, erfühlt die Pedale und spielt gelassen Werke, die ihm geläufig sind, chromatische Läufe oder Akkordzerlegungen. Er erhält einen ersten Eindruck von der Klangqualität und ob sich Klang und Spielart in den Dynamikstufen so verhalten, wie es seinen Vorstellungen entspricht. Die klangliche Bewertung des Instruments ist hier bereits weitgehend abgeschlossen. Dieser Vorgang erinnert mich an einen Autokauf: Der Interessent sieht sich das Fahrzeug an, setzt sich ans Steuer, stellt Sitz und Spiegel ein und begibt sich auf eine erste, entspannte Probefahrt. Er wird bereits jetzt festlegen, ob ihm das Fahrzeug mit seinen wesentlichen Eigenschaften (z.B. Aussehen, Motorleistung, Komfort) gefällt.
Der Pianist steigert nach und nach Dynamik und Repetition: In der zweiten Phase geht es nahezu ausschließlich um die Spielart. Der Pianist spielt hoch anspruchsvolle Stücke, die dem Instrument ein Maximum an Kontrollierbarkeit abverlangen. Er testet, ob extreme Läufe, Triller und sich rasch wiederholende Anschläge möglich sind. Er hat jetzt einen klaren Eindruck davon, was das Instrument von ihm als Pianist an Können und körperlichem Einsatz fordert. Wir sehen hier, um im Bild zu bleiben, den Rennfahrer beim Test des Fahrzeugs in Extremsituationen. Brechen wir diese Erkenntnis auf die Bedeutung der Spielart herunter, wird klar, dass


1. die Spielart zusammen mit Klang, Optik und anderen Eigenschaften bereits in der ersten Phase eine wesentliche Rolle dabei spielt, ob das Instrument als angenehm und leistungsfähig empfunden wird und dass
2. die Spielart in der zweiten Phase maßgeblich darüber entscheidet, ob ein Instrument im professionellen Wettbewerb überhaupt besteht. Ein auch nur geringer Mangel in der Spielart ist hier das Ausschlusskriterium schlechthin.

 

Der Zugriff auf das Phänomen „Spielart“ aber ist bis heute kaum möglich. Die ingenieursmäßige Konstruktion einer vom Hersteller vorgegebenen Spielart am Reißbrett ist mangels spielartbeeinflussender Spezifikation der verfügbaren Teile schwer umsetzbar. Die Montage eines Spielwerks, sowie der Teilewechsel bei einer Spielwerküberholung führen nach derzeitigem Stand der Technik und unter Verwendung von Originalteilen unnötig stark zu einem Zufallsprodukt in Sachen Klang und Spielart. Ein Teilewechsel ohne vorangegangene Analyse bewirkt immer eine Veränderung von Klang und Spielart in nicht vorhersagbarer Weise. Es entstehen sogar Spielwerke, denen man wohl das Prädikat „gesundheitsschädlich“ ausstellen müsste.


Durch die physikalische Erfassung der Spielart ist es möglich, die pianistischen Anforderungen technisch zu deuten und in die Spielwerke unserer Instrumente so zu integrieren, dass sie beim Neubau, bei der Anpassung an spezielle Gegebenheiten (z.B. einem Konzertsaal) oder bei der Reparatur berücksichtigt werden können. Die gewonnenen Systemgrößen sind Physik, also logisch. Spielart ist damit konstruierbar. Wie verhalten sich Instrumente mit herausragender Reputation, wie die vergleichbarer Modelle von Mitbewerbern? Soll das „kleine Modell“ durch Schnelligkeit und Präzision überzeugen oder durch „professionelle Substanz und Griffigkeit“, ohne den Dynamikbereich des Instruments zu überfordern? Gibt es in diesem Modellbereich einen Spielart-Trend und wie kann dieser umgesetzt werden? Zweifellos wichtige Fragen hinsichtlich des Markterfolgs.

 

Neben der Konstruktion einer Spielart ist es möglich, vorhandene Spielwerke zu optimieren: Wie ein Tänzer auf einer Treppe arbeiten die Finger des Pianisten auf der Klaviatur. Masseverteilung, Reibung und Elastizität der einzelnen Systeme (Taste, Hebeglied, Hammer, Dämpfer,…) weichen heute aber immer noch unnötig stark voneinander ab. Übertragen auf den Tänzer hieße das, er bewegt sich auf einer Treppe mit unterschiedlichen Steigungen, Tritttiefen und Stufenwinkeln. Ein professioneller Tänzer wird auf einer solchen Treppe Erstaunliches leisten. Diese Leistung erbringt der Pianist permanent. Es ist ihm zur Gewohnheit und bereits bei seiner Ausbildung zur selbstverständlichen Aufgabe geworden. Ein Fokus in Klaviermethodik und Didaktik richtet sich darauf, Literatur auf jedem, noch so widrigen Instrument, umzusetzen. Sorgt man aber für Gleichmäßigkeit durch Beseitigung der „Stolpersteine“, wird ein befreites Spiel, ein Arbeiten „im flow“, möglich. Es sollte dem Pianisten überlassen sein, zu welchem Anteil er in dem so oft geforderten technischen Spiel, und zu welchem Anteil er in emotionaler Durchdringung spielt. Das Spielwerk sollte sich hier unterordnen und keinesfalls ein Hindernis darstellen. Erste wichtige Ansätze in diesem Bereich liefert das Precision TouchDesign® von D. Stanwood.

 

 

Die Bedeutung der Spielart – Kunst & Handwerk

 

Professionelles Klavierspiel ist Hochleistungssport. Konzentration, technische Perfektion und Ausdruck bei höchstmöglicher Ausschöpfung des dynamischen Potentials des Instruments gehören zu den Grundvoraussetzungen des pianistischen Könnens. In kaum einer anderen Disziplin kann ein Fehler in einem der genannten Bereiche die Karriere derart negativ beeinflussen wie bei der des konzertierenden Pianisten. Er ist außerdem ständig mit veränderten Situationen konfrontiert, insbesondere das Instrument und seine Spielart betreffend. Um mit diesen Gegebenheiten umgehen zu können, verfügt er über einen entsprechend trainierten Bewegungsapparat und die entsprechende Technik. Auch der Pianist „funktioniert“ logisch: Ist die Spielart eines Übungs- oder Konzertinstruments schlecht, wird er scheitern oder sein Werk verliert spürbar an musikalischem Ausdruck.


Der Pianist, dessen Bewegungsapparat um ein Vielfaches empfindlicher ist als der der meisten Sportler, sollte ein Instrument erhalten, welches seine persönliche biologische Anlage und seine Technik in bestmöglicher Weise berücksichtigt. Diese Forderung muss für den Künstler artikulierbar werden, weil Klavierspiel mehr ist als musikalisches Verständnis und Methodik: Es ist echtes Handwerk, mit einem in der Musik einzigartig komplexen Werkzeug, dem Spielwerk. Neben der eigentlichen musikalischen Ausbildung ist deshalb eine klaviertechnische Ausbildung, insbesondere im Bereich Spielwerk, erforderlich, denn dieser Bereich ist durch den Künstler im Rahmen der Ausbildung sowie in der Konzertpraxis beeinflussbar. Er steht in direktem Zusammenhang mit dessen beruflichem Erfolg und der Erhaltung seiner Gesundheit. Es würde mich freuen, wenn Hochschulen diese Inhalte verstärkt vermitteln.

 

„Im Grunde ist unsere Spieleinrichtung nichts anderes als eine besondere Art von Wurfhebelmaschine, bei der es gilt, eine geringere Geschwindigkeit, nämlich die der Taste, in ein(e) größere, wie sie der Hammer braucht, zu übersetzen“ (Pfeiffer, W., Vom Hammer - Untersuchungen aus einem Teilgebiet des Flügel- und Klavierbaus, 3. Auflage, 1979, S. 134, Verlag Das Musikinstrument, Frankfurt / Main)

 

Auch das Spielwerk formt also eine kleine Bewegung der Taste in eine größere Bewegung des Hammers um. Nur geschieht dies nicht offensichtlich wie beispielsweise beim Fahrrad, sondern verborgen im Instrument. Stellte man die Physis des Pianisten wie bei einem Radprofi vergleichbar augenfällig mit den physikalischen Gegebenheiten der Spielwerke mancher Instrumente zur Schau, ergäbe das hin und wieder wohl ein recht skurriles Bild. Wir sind derzeit in Sachen Ergonomie ja nicht einmal in der Lage, Flügel im Konzertbetrieb auf die reine Körpergröße des Pianisten anzupassen. Es gibt Pianisten, die Unterlegklötze im Gepäck haben, damit sie beim Spielen mit den Knien unter das Instrument passen. Dummerweise sind dann aber auch die Pedale wieder höher... aber zurück zum eigentlichen Thema:


Wenn ein Pianist von einem hervorragenden Instrument erzählt, handelt es sich doch meist um ein Instrument von hervorragendem Klang und hervorragender Spielart, also mit einem Spielwerk, welches exakt das umsetzt, was der Künstler von ihm will. Was hilft einem Maler das edelste Pigment, wenn er nicht den richtigen Pinsel hat, den gedachten Strich in der gewünschten Form auf die Leinwand zu bringen?
Versuche in meiner Werkstatt bringen mich zu folgender Erkenntnis: Auch die Spielart eines Flügels hat in seiner Funktion als Werkzeug eine direkte Auswirkung auf die Spielweise des Pianisten und damit auf Klang, Dynamik und Differenziertheit der einzelnen Töne. Das bedeutet, dass ein auf Instrument und Künstler abgestimmtes Spielwerk auch hier das handwerkliche Resultat, das musikalische Ergebnis, verbessert und / oder dessen Erzeugung wesentlich erleichtert. Wie bei jedem Handwerk zeigt das Werk die Spuren des bearbeitenden Werkzeugs, nichts anderes gilt bei Spielwerk und Musik.
Bei dem Versuchsinstrument handelt es sich um einen Steinway-Flügel, Modell D-274, mit SALA®-Einrichtung (D. Stanwood, USA). Diese ermöglicht ein Variieren des Hebelverhältnisses im Spielwerk. Dazu sind die Auflageflächen der Tasten in ihrer Position, im Bass und im Diskant individuell und linear über die gesamte Klaviatur, veränderbar. Das hat Auswirkungen auf die Verteilung der Trägheitsmomente, und damit auf Hammerbeschleunigung und Gesamtdynamik des Instruments.


Pianisten mit sichtbar unterschiedlichen ergonomischen Anforderungen und Spieltechnik wählten am selben Instrument außerdem annähernd die gleichen Einstellungen, leicht verändert je nach Literatur. Das wiederum legt den Verdacht nahe, dass jedem Instrument eine Art „Spielart-Optimum“ zugeordnet werden kann. Der verfügbare Dynamikbereich des Instruments wird hier als durchgehend angenehm und gut kontrollierbar empfunden. Bei einem Versuch war das Finden dieser optimalen Einstellung sofort in Form klar differenzierter Töne wahrnehmbar. Dem Pianisten beim Spielen der ersten Takte und mir als Zuhörer, obwohl ich keine Einsicht in die aktuell gewählten Einstellungen hatte.


Wie aber können diese Anforderungen des Pianisten an die Spielart und die für das Instrument optimalen Parameter des Spielwerks erfasst werden?
Wir analysieren hierzu die Spielwerke von zahlreichen Flügeln anhand ihrer spezifischen Eigenschaften. Auf- und Niedergewicht sind wichtige Prüfwerte, für eine Beschreibung der Spielart eines Instruments allein aber unbrauchbar. Die Repetition ist von vielem mehr als vom Aufgewicht abhängig, eine schwere oder leichte Bespielbarkeit von vielem mehr als vom Niedergewicht. Spielart setzt sich aus den sich gegenseitig beeinflussenden physikalischen Parametern Masse, Reibung und Steifigkeit zusammen und steht in permanenter Wechselbeziehung zum klanglichen Ergebnis. Eine besondere Bedeutung kommt den An- und Abpralleffekten, sowie der Spielwerkskonnektivität – dem Kraftschluss der Teile beim dynamischen Spiel (z.B. „Flattern der Taste unter dem Hebeglied“ oder „Vorauseilen des Hebeglieds / des Hammers“) – zu. Diese Eigenschaften gilt es so gut wie möglich zu ermitteln.


Mit den erlangten Ergebnissen können wir unsere Anforderungen artikulieren und umsetzen. Das Resultat entspricht dabei immer den allgemein bekannten Richtwerten des modernen Klavierbaus. Man empfindet das Instrument also nicht als ungewohnt, sondern als komfortablen Maßanzug. Das leiseste Pianissimo kommt auch bei schnellem Spiel zuverlässig und in der gewünschten Intensität. Klangvorstellung, Klangeingabe und Klangresultat entsprechen einander in bestmöglicher Form. Dabei wird die Physis des Pianisten nicht mehr belastet, als es die dynamische Bandbreite des Instruments fordert.

 

 

Nachwort

 

Ein wesentliches Ziel des Klavierbaus ist es, der Kunst zu dienen und dem Kunden das bestmöglichste Werkzeug für die Schaffung von Klaviermusik zu liefern. Den Pianisten haben wir es zu verdanken, dass sich unsere Instrumente überhaupt weiterentwickelt haben. Die von diesen Menschen erworbenen Kompetenzen in Sensorik und Motorik sind ein nahezu unerschöpflicher Quell klavierbauerischer Inspiration.
Moderne Spielwerkarbeit bedeutet aber keineswegs, das Klavier zu standardisieren oder zu Tode zu spezifizieren. Es geht nicht um die Entmystifizierung des Klavierspiels oder die Klärung einer traditionellen Handwerkskunst. Kunst und Technik sind sicher keine „politischen Gegner“.

 

Bemühen wir uns verstärkt um den gegenseitigen Zugang zum Instrument. Dadurch entsteht eine Hebung von Kunst und Technik. Kümmern wir uns um die „Begreifbar“-machung von Spielart und um die Faszination eines längst überfälligen Dialogs, vielleicht befeuert von einem längst überfällig gewordenen Pragmatismus.


Seit rund 10 Jahren beschäftige ich mich nun intensiv mit dem Thema Spielart. Ich berate immer gerne Techniker und Hersteller beim Thema Spielart und optimiere selbst überwiegend Flügelspielwerke neuer und gebrauchter Instrumente. Hochschulen und Akademien stehe ich, falls gewünscht, für praxisnahe Vorträge zur Verfügung.


Das Thema hat sich im Laufe der Zeit zu einer Leidenschaft entwickelt. Deshalb arbeite ich an einem „Schnittstellen“-Buch über die Spielart. Es ist ein Buch für Klavierspieler und gleichermaßen für Klaviertechniker. Mein Ziel dabei ist es, die physikalischen und spielartbestimmenden Vorgänge im Spielwerk leicht verständlich zu erläutern, näher zu definieren und zu erklären, wie das in der Klavierbaupraxis konkret umgesetzt werden kann. Wir müssen hier nichts neu erfinden, sondern erst einmal das Vorhandene erfassen und uns austauschen. Es ist alles erst in Bewegung und jeder Kontakt mit Herstellern, Pianisten, Technikern und Wissenschaftlern verschiedener Disziplinen eröffnet neue Blickwinkel, die ich noch einfangen muss. Ich freue mich deshalb auf jeden wertvollen Beitrag, in Form der Kritik oder im Rahmen der Diskussion…

Reparatur

reparatur modulKlaviere und Flügel haben eine Lebensdauer von ca. 60-80 Jahren. Je nach Hersteller und Standort werden sogar 100 und mehr Jahre erreicht.

Bei Kielinstrumenten variiert die Lebensdauer nach Bauart und Herkunft stark.

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Restaurierung

restaurierung modulRestaurieren heißt nicht wieder neu machen. Historische Instrumente werden in ihrer Substanz erhalten. Eine Wiederspielbarmachung des Originals ist unter Umständen nicht mehr möglich.

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Neueinbau

neueinbau modulDer Neueinbau ist die ideale Alternative, wenn Sie technisch ein Neuinstrument suchen, aber ein altes, vielleicht vorhandenes, Gehäuse einem modernen vorziehen.

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